Die 5 Erziehungsfehler, die ich heute vermeiden würde

Unser Sohn ist jetzt erwachsen. Er ist ein prima Kerl und hat sich super entwickelt. Trotzdem: Es gibt Erziehungssituationen, die gehen mir bis heute nach. Denn ich bin mir sicher: Ich hätte es oft deutlich besser machen können. Ich glaube, es hätte mir geholfen, wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß. Hier kommen daher meine persönlichen Top 5 Erziehungsfehler und Ansätze fürs Bessermachen: 

Gewalt anwenden 

Klar, das machen wir nicht! Wirklich? Ist es nicht Gewalt, wenn ich – Asche über mein Haupt – mein tobendes Kind in sein Zimmer sperre? Wenn ich es packe und irgendwo wegzerre? Wenn ich es anschreie, kleinmache, beschäme? 

Was hilft? Innerlich zurücktreten: Erst überlegen, die Situation neu bewerten (z.B. erkennen, dass mein tobendes Kind gerade seinen Emotionen hilflos ausgeliefert ist und meine Hilfe braucht) und dann (anders) handeln.  

Inkonsequent und unzuverlässig sein

Kinder benötigen Orientierung in einer Welt, die sie ständig mit Neuem konfrontiert. Klare Regeln und Strukturen helfen ihnen dabei. Dumm nur, wenn ich die Regeln dann selbst immer wieder durchbreche: Wenn es doch Süßigkeiten vor dem Essen gibt, weil das Kind quengelt. Wenn ich einen Ausflug verspreche und ihn dann – aus welchen Gründen auch immer – doch nicht mache.  

Was hilft? Diszipliniert sein und durchhalten: Klare Regeln und Verlässlichkeit erleichtern langfristig das Zusammenleben für alle. Für mich ist dies – ehrlich gesagt – eine der größten Herausforderungen bei der Kindererziehung. 

Wenig zutrauen 

Plätzchen backen, mit einem Freund alleine zum Spielplatz laufen, auf einehohen Baum klettern …: „Dafür ist er/sie noch zu jungzu unerfahrenzu ungeschickt…“ Oft trauen wir unseren Kindern viel zu wenig zu. Aus Vorsicht möchten wir sie am liebsten in Watte packenWas mein Kind daraus lernt: „Die Welt ist schwierig und gefährlich, und ich bin nicht fähig, damit zurechtzukommen.“ 

Was hilft? Sich bewusst machen: Kinder benötigen Herausforderungen, um daran zu wachsen, Erfolge, die sie eigener Leistungsfähigkeit und Anstrengung verdanken. So erfahren sie: „Ich bin kompetent und kann neue Aufgaben zuversichtlich anpacken.“ 

Unklar und zu viel reden 

Kommunikation ist, da bin ich mir sicher, ein Schlüssel zum Erziehungserfolg. Ich weiß noch, wie oft ich beim Blick ins Gesicht unseres Sohnes dachte: „Von dem, was ich ihm jetzt gesagt habe, ist nichts angekommen.“ Ich hatte, wie so oft, keine klare Ansage gemacht, sondern viel zu viel herum und auf ihn eingeredet. 

Was hilft? Klare Aussagen treffen (z.B. keine Höflichkeitsfrage stellen, wenn ich eigentlich eine Bitte äußern möchte). Eine andere Haltung einnehmen: mit dem Kind reden (nicht zu ihm), es als Gesprächspartner ernst nehmen. Am besten auf Augenhöhe. Das gilt ganz wörtlich und bedeutet bei kleinen Kindern: in die Knie gehen. 

Vergleichen 

„Andy kann sich schon auf den Bauch drehen“, „Sara schreibt ihren Namen“, „Bernd lernt Klavierspielen“, „Katharina ist sehr gut in Mathe“: Das soll mein Kind bitte auch machen! Es hat lange gedauert, bis diese Schallplatte aufhörte in meinen Kopf zu laufen und die Sicherheit kam: „Er findet genau den Weg, der zu ihm passt!“ 

Was hilft? Das Vertrauen zu nähren, dass mein Kind sich schon gut entwickeln wird – in seinem eigenen Tempo und mit seinen eigenen Schwerpunkten. Mit dem Wissen: Es ist sein Leben. Er/sie muss es gut finden, nicht ich. 

Die Grundhaltung ist wichtig 

Eigentlich kommt wohl alles auf das eigene Menschenbild und die Haltung zum Kind an. Wenn die stimmt, ist es kaum noch nötig, 1.001 Erziehungstipps durchzudeklinieren. Denn dann ergibt sich – mit etwas Nachdenken – vieles ganz logisch aus dieser Grundhaltung.  

Sie besagt: Ich respektiere mein Kind als eine eigenständige Persönlichkeit mit eigenen Rechten – zum Beispiel mit dem Recht, altersangemessen selbst über sich und über seine Alltags- bzw. Lebensgestaltung zu bestimmen, mit dem Recht, Fehler zu machen und aus eigenen Erfahrungen zu lernen und mit dem Recht auf Privatsphäre, auf Bildung und Erziehung aber auch auf Freizeit und ErholungAls Mutter oder Vater gebe ich meinem Kind Liebe und Geborgenheit und damit die Sicherheit, die es braucht, um die Welt erkunden zu können. Bei diesem Welterkundungsprozess begleite ich es vertrauensvoll – wie ein Coach, dessen Ziel es ist, schlummernde Potenziale zu wecken. Ich kann meinem Kind meine Ideen, Haltungen und Werte mit auf den Weg geben. Was es daraus macht, bleibt ihm überlassen. Das akzeptiere ich. 

Das zu verinnerlichen, geht sicher nicht so schnellAber vielleicht hilft es, es sich ab und zu durch den Kopf gehen zu lassen – zum Beispiel in herausfordernden Erziehungssituationen.

Mehr von Eike Ostendorf-Servissoglou

„Mein Kind soll glücklich sein!“: Optimismus in der Erziehung

Das ist ein respektabler Wunsch von Eltern, dessen Umsetzung dann aber doch komplexer ist als auf den ersten Blick angenommen. Wie erzieht man sein Kind zu einem erfolgreichen, freundlichen und eben glücklichen Menschen? Laut Forschung braucht es dafür drei zentrale Fähigkeiten: Optimismus, Empathie und Selbstvertrauen.

Darüber sind sich die meisten Erziehungsexperten einig: Eine Erziehung, die diese drei Fähigkeiten stärkt, unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern positiv. Optimistische Kinder gehen ohne Scheu voran, wollen lernen und Erfahrungen machen. Wer Empathie besitzt, reflektiert sich und die Welt, kann deshalb auch Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen. Und mit Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten durch reizvolle, angemessene Herausforderungen werden neue Erfahrungen erlebbar.

Optimisten meistern Niederlagen besser

„Nur wer Unglück kennt, weiß Glück zu schätzen“ heißt es in einem Sprichwort. Kurz gesagt: Zum Leben gehören auch Niederlagen. Und man muss lernen, damit umzugehen. Der amerikanische Nobelpreisträger und Psychologe Dr. Daniel Kahneman formulierte es mal so: „Würde Ihnen das Schicksal einen Wunsch für Ihr Kind gewähren: Wünschen Sie ihm Optimismus.“ Denn Optimisten, so der Forscher, „gehen mit Niederlagen besser um. Ihr Immunsystem ist stärker.“ Studien zeigen zudem: Sie sind besser in der Schule, haben Erfolg im Job und leben länger. Forscher haben außerdem herausgefunden, dass optimistische Eltern mit hoher Wahrscheinlichkeit optimistische Kinder großziehen. Sie verwenden nämlich einen anderen Wortschatz als Pessimisten. Pauschalierende Begriffe in Konfliktsituationen wie „nie“ und „immer“ lassen Dinge unabänderlich erscheinen. Optimisten hingegen relativieren: „Heute bist du aber frech!“ Das zeigt dem Kind: Nicht du wirst kritisiert, sondern dein Verhalten – und das lässt sich verändern.

Empathie beim Kleinkind fördern

Frühestens mit eineinhalb Jahren ist ein Kind in der Lage zwischen sich und anderen zu unterscheiden. Diese grundsätzliche Fähigkeit braucht es, um die Gefühle anderer Menschen verstehen zu können.

Eine Studie des australischen Forschers Dr. Brad M. Farrant, University of Western Australia/Perth, belegt, dass Kinder andere Menschen besser verstehen, wenn die Eltern mit ihnen oft über die Gefühle anderer sprechen, etwa beim Vorlesen. Außerdem beobachten Kinder genau, wie die Eltern sich in Situationen verhalten, in denen es anderen nicht gut geht. „Wenn Eltern Mitgefühl vorleben und auf die Gefühle von betroffenen Personen eingehen, lernt das Kind an diesem positiven Rollenvorbild“, erklärt die Osnabrücker Entwicklungspsychologin Prof. Dr. Silvia Wiedebusch-Quante. Eltern sollten ihren Kindern auch klar machen, dass ihr Handeln Konsequenzen hat, und daher in Konfliktsituationen an die Gefühle ihrer Kinder appellieren: „Was würdest du empfinden, wenn andere Kinder über dich lachen?“ Oder: „Wie würde es dir gehen, wenn jemand dir etwas wegnimmt?“

Fürs Selbstbewusstsein das Positive loben

„Wer sich stark fühlt, wird nicht so leicht zum Opfer“, sagt Psychologin Wiedebusch. Dafür brauchen Kinder Selbstbewusstsein. Ein pädagogisches Konzept wie das von element-i fördert durch Zutrauen in die kindlichen Fähigkeiten deren Selbstständigkeit. „Die Kinder werden dazu ermuntert, ihr eigenes Können immer wieder selbstbestimmt zu erproben. Häufig konzentrieren sich Eltern im Alltagsstress auf das, was nicht gut funktioniert oder worüber sie sich ärgern. Hier ist es wichtig, den Blickwinkel zu verändern und das Positive zu sehen – am besten man schreibt es auf: Was kann mein Kind schon gut? Was macht es richtig? Und dann: Loben Sie es – nicht nur mit Worten, sondern auch mit Gesten und Blicken“, erklärt Carola Kammerlander, Pädagogische Geschäftsführerin bei Konzept-e und Mit-Gründerin der element-i Pädagogik.

Quelle:

Auszug Studienergebnisse von Dr. Brad M. Farrant, University of Western Australia/Perth: https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/praegende-gespraeche/

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Sich selbst bewusst sein: Tipps für die Erziehung

Die richtige Einstellung zu sich selbst können Kinder trainieren 

Die meisten Eltern wissen, dass positive Verstärkung Teil einer gelungenen Erziehung ist. Was viele nicht wissen, ist, dass es auch darauf ankommt, wie gelobt wird. Denn damit steuern sie, welche Denkweise sich das Kind aneignet. Und loben nach dem Gießkannen-Prinzip kann sogar Schaden anrichten, da ist sich die amerikanische Psychologin Carol Dweck sicher. Sie hat zwei potenzielle Denkmodelle entwickelt, die sich Kinder durch die Erfahrungen, die sie mit ihren Eltern machen, aneignen. 

Kindergehirn: Bodybuilder oder Korsettträger?

Kinder mit einem so genannten „fixed mindset“ sind, wie der Name schon sagt, in ihrer Denkweise fixiert. Sie sind der Meinung, dass Dinge wie Kreativität, Intelligenz oder Charakter angeboren sind und daher nicht verändert werden können. Egal, wie sehr sie es versuchen. Sie halten ihr Potenzial für begrenzt und scheuen Herausforderungen, denn Scheitern ist für solche Kinder eine Tragödie. 

Kinder mit einem „growth mindset“ hingegen haben verstanden, dass ihr Gehirn wie ein Muskel funktioniert, den man trainieren kann. Sie wissen, dass sie dazulernen können und sich ihre Fähigkeiten verbessern, wenn sie fleißig üben. Diese Kinder suchen daher häufiger nach Herausforderungen und haben weniger Angst, zu scheitern.  

Welche Denkweise sie sich aneignen, bestimmt darüber, wie selbstbewusst, erfolgreich und glücklich Kinder im späteren Leben sein werden. Ein paar einfache Sätze können diese Entwicklung bereits positiv beeinflussen. 

„Toll, das hast du ganz allein gelernt!“

Viele Eltern glauben, dass sie ihrem Kind etwas Gutes tun, wenn sie ihm immer wieder sagen, wie schlau es ist. Das kann dazu führen, dass das Kind seine Intelligenz als etwas Feststehendes versteht und nicht als einen sich entwickelnden Prozess. Da es aber viele Dinge gibt, die das Kind noch nicht weiß, kann das problematisch werden. Was, wenn Mama und Papa herausfinden, dass es nicht so schlau ist, wie sie immer sagen. Um Versagensängste gar nicht erst entstehen zu lassen, sollten Eltern ihren Kindern daher vermitteln, dass Intelligenz sich entwickelt, wenn sie üben. Es gilt also, nicht das Ergebnis zu loben: „Das weißt du alles? Du bist so schlau“, sondern vielmehr den Weg dorthin: „Das hast du alles gelernt. Ich bin stolz auf dich!“ 

„Gut gemacht! Diese Aufgabe war nicht leicht.“

Aufgaben, die für Erwachsene einfach sind, können für Kinder eine große Herausforderung darstellen. Eltern sagen oft: „Das ist ganz einfach“, um das Kind zu motivieren. Kann es die Aufgabe aber nicht lösen, glaubt es, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Dieser Gedanke schwächt das Selbstbewusstsein automatisch. Eltern dürfen also ruhig zugeben, dass eine Aufgabe schwierig sein kann. Wird sie vom Kind trotzdem gelöst, wird es stolz darauf sein – wenn nicht, ist es nicht am Boden zerstört, denn die Aufgabe war ja schwierig. 

„Aus Fehlern kann man lernen.“

Kein Kind kann alles oder ist in allem gut. Eine schlechte Note in Mathe oder keine Urkunde bei den Bundesjugendspielen: Kinder haben oft Angst, ihre Eltern zu enttäuschen. Nichts greift ihr Selbstvertrauen so sehr an wie elterliche KritikWichtig ist, Kindern klarzumachen, dass Fehler oder Schwächen dazugehören und sie sich durch Übung verbessern können. Denn wer aus seinen Fehlern lernt, erlangt auch das Selbstvertrauen, welche zu machen. 

„Wir sind für dich da.“

Natürlich sollen Eltern für ihr Kind da sein und es unterstützen. Trotzdem muss es auch lernen (dürfen), Dinge auf eigene Faust zu erreichen – selbst wenn mal was schiefgeht. Eltern sollten sich z. B. soweit es geht aus den Hausaufgaben heraushalten. Ein paar Dreien oder Vieren auf dem Zeugnis sind kein Drama, sondern helfen dem Kind, die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen und zu erkennen, wo es mehr Übung braucht. Hat ein Kind dauerhafte Schwierigkeiten mit dem Schulstoff, sollten Eltern sich lieber an die Lehrer wenden, anstatt für richtige Antworten zu sorgen. Unterstützung kann auch bedeuten, über einen Schulwechsel zu einer alternativen Schulform nachzudenken, wo das Kind und sein individuelles Lernverhalten besser gefördert werden. 

„Viel Spaß draußen!“

Der letzte Punkt wird jetzt hart für einige Eltern: Kinder sollten ab und zu auch mal was riskieren dürfen. Zu diesem Schluss kamen Forscher der University of British Columbia. Lässt man Kinder auch einmal unbeaufsichtigt spielen, am besten in der Natur oder anregungsreich gestalteten Spielplätzen, können sie lernen, was Gefahr bedeutet, wie man ein Risiko richtig einschätzt und wo die eigenen Grenzen liegen. So lernen sie auch, dass ein Sturz von der Wippe kein Weltuntergang ist und wie sie ihn in Zukunft vermeiden können.

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Wenn das Kind die ersten eigenen Wege geht: Tipps für die erfolgreiche Eingewöhnung in der Kita

Ich bin ein Kind der Siebziger. Als ich damals in den Kindergarten gehen musste – und ich sage ganz bewusst „musste“, gab es Tränen und Geschrei. Denn zu meiner Zeit wurden Kinder noch mehr oder weniger unvorbereitet in den Kindergarten gesteckt. Nach einigen Wochen war es dann okayIch möchte die Zeit im Kindergarten deshalb nicht komplett schlecht reden, schließlich habe ich auch schöne Erinnerungen an meine Zeit dort. Allerdings haben wir heute durch die Erkenntnisse aus der Bindungsforschung zum Glück ein ganz anderes Verständnis für die Kinderseele und deren Trennungsschmerz. Im Lauf der letzten drei Jahrzehnte haben sich verschiedene Eingewöhnungspraktiken entwickelt und die meisten Einrichtungen setzen auf eine umfassende Eingewöhnung. 

Tipp 1: Loslassen 

Denn eines ist unumstritten: Die Eingewöhnung in der Kita ist der erste und ein wichtiger Einschnitt im Leben für Eltern und Kind. Die Eingewöhnung ist nichts weniger als das erste Abnabeln, ein Prozess des Loslassens für beide Seiten. Für das Kind ist der Schritt in den Kindergarten der erste auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Es kann mit anderen Kindern spielen, neue Freunde außerhalb des Wohnumfelds finden und ist für einige Stunden von Mama und Papa getrennt. Für die Eltern wiederum ist es nicht immer so leichtdas geliebte Kind gehen zu lassen. Und das muss man sich erst einmal eingestehen – selbst, wenn die rationalen Vorteile auf der Hand liegen: mehr Zeit für sich selbst, um beispielsweise in den Job zurückzukehren oder ein Studium zu beginnen, Zeit für soziale Kontakte außerhalb von Mutter-Kind-Gruppen oder einfach zum Ausruhen.  

Tipp 2: Ein gutes Gefühl geben

Aber wie kann ich als Elternteil meinem Kind die Eingewöhnungszeit in der Kita so einfach und schön wie möglich machen? Und welche Methoden nutzen gute Einrichtungen? Vielleicht vorab der beste Rat für ElternKinder haben sehr sensible „Antennen“ für die Gefühlswelt ihrer Eltern. Auch wenn sie noch nicht alles in passende Worte packen können, spüren sie doch, wenn etwas nicht in Ordnung istHat die Mama aber ein gutes Gefühl bei der Sache, fühlt sich das Kind ebenfalls sicher und wohl. Daher ist es wichtig, dem Kind von Anfang an ein gutes Gefühl mitzugeben, wenn es in den Kindergarten gehtDabei zählen weniger rationale Argumente, warum es die Kita gut finden soll, vielmehr muss es spüren und fühlen, dass die Mama es gerne gehen lässt.  

Tipp 3: Das richtige Eingewöhnungsmodell finden

Damit Eltern ihr Kind mit einem guten Gefühl für einen gewissen Zeitraum in die Obhut anderer, ja zunächst fremder Menschen gebensollte vor der Eingewöhnung ein gemeinsames Gespräch zwischen Eltern und Einrichtung stattgefunden haben. Die Eltern werden dort über den Ablauf und die Gegebenheiten der Einrichtung informiert und gleichzeitig stellen die Erzieher*innen Fragen zu den bisherigen Erfahrungen und Bedürfnissen des Kindes. 

Das Eingewöhnungsmodell von element-i Einrichtungen ist an das so genannte Berliner Modell angelehnt. Es stellt die Beziehung zwischen Kind und Eingewöhnungserzieher*in in den Mittelpunkt. Im Unterschied zu früher muss das Kind nicht einfach in der Einrichtung verbleiben, sondern kann Stück für Stück seine Beziehung zum/r Erzieher*in aufbauen. Mama oder Papa sind zunächst aber weiterhin als Bezugsperson in Reichweite. Erst nach einem gewissen, vorab besprochenen Zeitraum erfolgt dann der erste, kurzzeitige Trennungsversuch. Transparenz für die Eltern und die Reaktion des Kindes auf den Trennungsversuch sind dann ausschlaggebend für den weiteren Verlauf der Eingewöhnung.  

Das Berliner Modell unterscheidet vier Phasen: die Grundphase, den Trennungsversuch, die Stabilisierungsphase und die Schlussphase. Diese vier Phasen zusammen ergeben eine Eingewöhnungszeit von 14 Tagen bis zu ca. vier Wochen. 

Die element-i Pädagogin Anja Burger hat sich in ihrem Blog intensiv mit dem Thema Eingewöhnung auseinandergesetzt und die beiden bekannten Eingewöhnungsmodelle, das Berliner und das Münchner Modell, miteinander verglichen. Wer sich hier fachlich tiefer einlesen will, dem sei der Artikel wärmstens ans Herz gelegt. 

Fazit

Aber eines ist klar: Es gibt keinen Königsweg, mit dem es immer und überall problemlos funktioniert. Dazu spielen viel zu viele Faktoren eine Rolle. Wichtig ist, dass sich Eltern Zeit für die Phase der Eingewöhnung nehmen. Das beste Konzept kann nicht greifen, wenn nicht alle Beteiligten gleichermaßen daran arbeiten. 

In diesem Sinne viel Kraft und Geduld und vor allem Lust, diesen ersten, so wichtigen Schritt des Kindes in die eigene Mündigkeit und Selbstständigkeit zu begleiten!  

Mehr von Christian Klar

Das element-i Kinderhaus Bengelbande auf den Spuren der Kleidung

Das Team des element-i Kinderhauses Bengelbande hat sich die Mode-Mitmachbox des Jungen Schlosses (Teil des Landesmuseums/Kindermuseums) ausgeliehen und sich mit den Kindern an zwei Vormittagen von den unterschiedlichen Materialien und Stoffen inspirieren lassen.

Da ein Besuch der aktuellen Ausstellung „Ran an den Stoff! Die Mode-Mitmachausstellung“ im Kindermuseum Pandemie-bedingt gerade nicht möglich ist, können Kitas und Schulen dort kostenlos die Mode-Mitmachbox ausleihen. Dabei erfahren die Kinder viel über die Wirkung von Kleidung, Lernen unterschiedliche Materialien kennen und können selbst gestalterisch aktiv werden.

Die Kinder hatten sehr viel Freude daran, die unterschiedlichen Stoffe anzuschauen und zu befühlen, sowie die Rohstoffe, aus denen die Stoffe produziert werden, kennenzulernen. Sehr spannend fanden sie es, dass man Textilien auch aus eher ungewöhnlichen Materialien wie Bananenstauden oder Sojabohnen anfertigen kann. Und selber ausprobieren macht natürlich am meisten Spaß – so kam das Bedrucken von Stoffbeuteln ebenfalls sehr gut an. Dieses Angebot wurde auch von der Bengelbande gerne angenommen.

Die Box wurde vom Team des Jungen Schlosses gebracht und nach einer kurzen Einführung an die Einrichtung übergeben und auch wieder abgeholt. Nach dem Ausleihen wird die Box gemäß den aktuellen Entwicklungen und Hygienemaßnahmen komplett gereinigt bzw. in Quarantäne gestellt.

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Körperbewusstsein: Das bin ich und das kann ich!

Vielfältige Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen sind für Kinder und ihre gesunde Entwicklung unabdingbar. Die zunehmende Nutzung von digitalen Medien und die starke Strukturierung des Alltags von Kindern sorgen dafür, dass essentielle Erfahrungen eingeschränkt werden. Die Corona-Pandemie verschärft diese Umstände leider vielfach noch. Die entwicklungsrelevanten Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen haben weitreichende Bedeutung für die motorischen, sinnlichen und sozialen Fähigkeiten. Diese wiederum können sich entsprechend positiv oder negativ auf das Körperkonzept und das sich daraus speisende Selbstkonzept auswirken.  

Ein positiver Zugang zum eigenen Körper ist ein wesentlicher Faktor für eine gesunde psychische Entwicklung sowie Persönlichkeitsentwicklung. Menschen, die sich in ihrem Körper wohlfühlen, verfügen über ein positives Körperbewusstsein.

Körperbewusstsein als Schutzfaktor – der eigene Wert  

Das Körperbewusstsein kann definiert werden als gedankliches Konstrukt zur Einschätzung des eigenen Körpers und seiner Fähigkeiten. Für die Entwicklung des Körperbewusstseins bilden Körperbewegungen und sensorische Wahrnehmungen die Basis. Aus vielfältigen einzelnen Bewegungen und Empfindungen, sowie Interaktionen mit der Umwelt bildet sich das Bewegungsgedächtnis sowie die subjektive Körperwahrnehmung (Erscheinungsform, Bedürfnisse, Funktionsfähigkeit). Aus den Informationen, die im Bewegungsgedächtnis kontinuierlich verarbeitet, gespeichert und modifiziert werden, entwickelt sich die Körperpraxis, d.h. die Art und Weise des Umgangs mit dem eigenen Körper. Je nach Erfahrungen und Rückmeldungen zur Körperpraxis bildet sich ein bejahendes oder ein negatives Körpergefühl heraus.

Um die Fähigkeit zu erlangen, Dinge rund um seinen Körper beschreiben zu können, müssen im Kindesalter vielfältige sensorische Erfahrungen gemacht werden. Jede Wahrnehmung erweitert die bereits gespeicherten Verbindungen im Gehirn und ermöglicht mit zunehmender Zeit differenziertere Vorstellungen zur Funktionsweise des Körpers (vgl. Schneider 2012, S. 29). 

Kinder lieben körperliche Aktivitäten und erfahren darüber vielfältige Sinnesempfindungen. In ihren Bewegungen erfahren sie, wie sich Körperteile bewegen und zusammenspielen, was sich gut anfühlt und was unangenehm ist. Jede Bewegungsabfolge führt dazu, dass Einzelerfahrungen gesammelt und gespeichert werden. Je genauer die vorherigen Informationen gespeichert wurden, desto besser können neue Körperbewegungen gesteuert werden (vgl. Ayres 2016, S. 128ff). 

Die Entwicklung eines positiven Körpergefühls und das Wohlfühlen im eigenen Körper im Kindes– und Jugendalter sind die Voraussetzungen für einen pfleglichen und verantwortungsbewussten Umgang bzw. gesundheitsförderndes Verhalten auch im Erwachsenenalter (vgl. Schneider 2012, S. 14ff). Wer seinen Körper bereits als Kind liebenswert wahrnimmt, der wird auch in späteren Jahren, in der Pubertät, besser mit körperlichen Veränderungen zurechtkommenUnd es scheint noch einen weiteren Aspekt zu geben: wer seinen Körper achtet und damit gut umgehen kann, kann besser auf das körperliche Empfinden des Gegenübers achten (vgl. Haug-Schnabel 2001, S. 6ff.). 

Körper- und selbstbewusst 

Bei den Bewegungs- und Handlungsaktionen wird stets eine Kombination aus Informationen gespeichert: die eigenen Erfahrungen sowie die Rückmeldungen aus der Umwelt. Kindliche Bewegungsaktionen werden kommentiert, sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern untereinander. Die Kommentare können Kinder bestärken, aber auch verunsichern. Es ist bedeutsam, die eigenen Kommentare bewusst und reflektiert einzusetzen. Wiederholt verletzende Kommentare verunsichern Kinder und führen zu reduzierten Bewegungen. Nicht selten entwickeln Kinder Strategien, sich vergleichbaren Situationen zu entziehen oder diese zu umgehen. Ein Kind lehnt beispielsweise eine Anfrage zum Mitspielen bei einem Bewegungsspiel ab und gibt vordass das Bein schmerztEigentlich möchte das Kind aber gerne mitspielen und ist unglücklichaber es hat vielleicht mehrfach erfahren, dass es nicht so gut ist wie andere Kinder bei diesen Bewegungsspielen 

Häufig hört man Kommentare zu Bewegungen wie „Du tust dir weh!“ oder „Fall nicht hin!“. In ihnen wird die Befürchtung zum Ausdruck gebracht, dass etwas schief gehen kann. Hier steht nicht die Empfindung an erster Stelle, sondern eine Befürchtung und die kann bremsen und ängstlich machen. Oder die Kinder finden ihren Mut genau dann, wenn keine Erwachsenen vor Ort sind und bei Schwierigkeiten potenzielle Helfer darstellen würden. Beim Herantasten an neue Bewegungsgrenzen brauchen Kinder Erwachsene als Unterstützer. Natürlich müssen Erwachsene Kinder auch auf Gefahren aufmerksam machen, aber nicht auf die Weise, dass Ängste geschürt und Bewegungsaktivitäten gehemmt werden 

Erwachsene können Kindern z.B. Informationen zur Verfügung stellen, mit welchen Möglichkeiten oder Grenzen bei ihrem Vorhaben zu rechnen ist oder unter welchen Voraussetzungen eine Sache gut gelingen kann. Dies ist auch eine Unterstützung für die Entwicklung des Körperbewusstseins. Dabei wird Zutrauen in die Fähigkeiten gesetzt, eigenständige Entscheidungen zu treffen, um die eigenen Grenzen besser einzuschätzen zu könnenBeispiele für zutrauende Aussagen wären: „Bei den rutschigen Steinen musst du besonders gut aufpassen!“ oder „Dort kannst du dich mit den Händen festhalten!“ Bei eindeutig riskanten Vorhaben und hoher Verletzungsgefahr ist es natürlich wichtig einzuschreiten und zu erklären, worin das Problem besteht. 

Die Förderung des Körperbewusstseins beeinflusst die Stärkung des Selbstbewusstseins bereits in jungen Jahren. Das Wissen über die eigenen körperlichen Möglichkeiten lässt Kinder den individuellen Handlungsspielrahmen erkennen und nutzen (vgl. Haug-Schnabel 2001, S. 6-9). 

Körperkontakt für Körperbewusstsein

Von Geburt an erfahren Kinder Körperkontakt über Tragen, Wiegen, Liebkosen, Trösten etc. Er ist die Basis für den Aufbau von Beziehungen. Kinder brauchen liebevolle Zuwendung, um sich selbst als wertvoll wahrzunehmen. Sie erkennen, dass es Zeiten gibt, in denen man Bezugspersonen sehr nah ist, und Zeiten, in denen viel Nähe als unangenehm empfunden wird. Sie erkennen, dass sie unterschiedliche und wechselnde Körperwünsche haben können. Erwachsene können Kindern helfen und sie ermutigen, ihr vorherrschendes Gefühl anzunehmen, sowie deren Bedürfnisse nach Körperkontakt akzeptieren (vgl. Haug-Schnabel 2001, S. 6-9)  

Erfahrungsräumen für Bewegung und Berührung haben eine große Bedeutung. Zu unterscheiden sind das aktive Berühren vom Berührt-Werden. Hier zeigt sich die intentionale Handlung im Gegensatz zur Wahrnehmung und Empfindung. Sowohl für die Beziehungsfähigkeit als auch für die Entwicklung eines positiven Körpergefühls ist die Qualität der Berührungen sehr wichtig, insbesondere ein stimmiger Körperkontakt, der an den Bedürfnissen (des Kindes) ausgerichtet ist. Die körperliche Neugier und Lust auf Berührungen bei Kindern führen bei vielen Erwachsenen zu Beklommenheit und Unsicherheit. Häufig ist bei den Erwachsenen die eigene Biografie mit den Körpervorstellungen und -erfahrungen handlungsleitend. Damit beeinflussen sie wiederum die Kinder bei deren Entwicklung ihres Körperbewusstseins (vgl. Rohrmann; Wanzeck-Sielert 2018, S. 13ff). Die subjektive Sicht auf den eigenen Körper kann sich auf spätere Körperkontakte und Interaktionen in Bezug auf Berührungen auswirken. Diejenigen, die mit ihrem Körper unzufrieden sind, neigen dazu, Körperkontakte zu verringern, damit ihre Unsicherheit nicht zum Vorschein kommt (vgl. ebd., S. 27). 

Kinder erfahren durch Körperkontakte  

  • wo ihre körperlichen Grenzen liegen, 
  • an welchen Stellen sie gerne berührt werden möchten,  
  • an welchen Stellen andere gerne berührt werden möchten (vgl. Rohrmann; Wanzeck-Sielert 2018, S. 23f) 

Geschlechtsspezifische Körpervorstellungen 

Schneider (2012) hat sich in ihrer Studie mit geschlechtsspezifischen Selbsteinschätzungen von Kindern auseinandergesetzt und herausgefunden, dass sich geschlechtsabhängige Fehleinschätzungen zur Körperwahrnehmung bereits im Kindesalter ausprägen und manifestieren. Gesellschaftliche Normen und Klischees wie beispielweise vom „starken Jungen“ und „hübschen Mädchen“ beeinflussen bereits im Kindesalter die Körperwahrnehmung.  

Eine frühzeitige Unterstützung bei der Ausbildung und Stabilisierung eines positiven Körpergefühls ist insbesondere vor dem Hintergrund wichtig, dass die Körperzufriedenheit in der Pubertät bei vielen Jugendlichen abnimmt. Bis dahin sollten Schutzfaktoren ausgeprägt worden sein und Kinder erlebt haben, dass ihr Körper so, wie er ist, gut ist. Im Alltag gilt es, sensibilisiert hinzuschauen, wie Mädchen und Jungen mit ihrem Körper umgehen und welche Gemeinsamkeiten/Unterschiede es im körperlichen Verhalten von Mädchen und Jungen gibt (zum Beispiel beim Explorieren, bei riskanten Vorhaben, beim Suchen und Genießen von körperlicher Nähebeim (körperlichen) Austragen von Konflikten) und entsprechend vorurteilsbewusst und reflektiert zu unterstützen (vgl. Rohrmann, Wanzeck-Sielert 2018, S. 29). 

Annette Schneider (2012) hat in ihrer Dissertation Kinder malen lassen, welche Vorstellungen sie über ihr Körperinneres haben. Nach meiner Erfahrung haben Kinder ein großes Interesse daran, über ihren Körper zu sprechen. Greifen Sie dieses Interesse auf und verbinden Sie es mit sensorischen Körpererfahrungen. Und ganz nebenbei: die korrekte Benennung von Körperteilen ist eine wesentliche Prävention zum KinderschutzMit einer differenzierten Sprache können Kinder verbalisieren, wenn sie übergriffigeVerhalten erlebt habenErmutigen Sie auch die Eltern, positiv mit ihren Kindern über den Körper und ihre Körperteile zu sprechen.  

In einigen unserer Kinderhäuser wird aktuell mit der „Starke Kinder Kiste“ der Hänsel und Gretel Stiftung gearbeitet. Auch hier wird der Fokus darauf gelegt, dass Kinder erfahren, wie wertvoll ihr Körper ist. Wenn Sie Interesse an dem Projekt „Starke Kinder Kiste“ haben, melden Sie sich gerne bei Franziska Pranghofer oder mir.   

Literatur:  

Ayres, A. Jean (2016): Bausteine der kindlichen Entwicklung. Sensorische Integration verstehen und anwenden – Das Original in moderner Neuauflage. Berlin, Heidelberg 

Haug-Schnabel, Gabriele (2001): Körperbewusstsein fördern – Selbstbewusstsein stärken. Aus ZeT – Zeitschrift für Tagesmütter und -väter, Jg. 5, S. 6-9  

Rohrmann, Tim; Wanzeck-Sielert, Christa (2018): Mädchen und Jungen in der Kita. Körper – Gender – Sexualität. Stuttgart  

Schneider, Annette (2012): Das Körperbewusstsein bei Kindern und Jugendlichen. Entwicklung, altersabhängige Ausprägung und Einfluss auf Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention. Dissertation an der Universität Freiburg.

Mehr von Katja Behres

element-i Kinderhaus Rheinpiloten zum „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert

Das element-i Kinderhaus Rheinpiloten wurde für die Förderung naturwissenschaftlicher Themen mit dem Zertifikat „Haus der kleinen Forscher“ ausgezeichnet. Das feierten die Kinder und das Team mit einer Forscherwoche. 

Das „Haus der kleinen Forscher“ ist eine bundesweite Fortbildungsinitiative für pädagogische Fach- und Lehrkräfte. Die Stiftung mit Sitz in Berlin fördert den Entdecker- und Forschergeist in der frühkindlichen Bildung und Erziehung. Dazu gehört der gesamte MINT Bereich: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Der Forschergeist der Kinder wird im element-i Kinderhaus Rheinpiloten durch das Erzieher*innen Team früh gefördert. Zum Beispiel werden regelmäßig die vier Elemente thematisiert. Die Kinder ordnen aktuelle Themen einem Element zu, stellen Thesen auf und prüfen diese mit Experimenten. Vor allem das Element Wasser hat es den Kindern in letzter Zeit angetan und war für die Zertifizierung zum Haus der kleinen Forscher auschlaggebend.

Neben dem Zertifikat erhielten die Rheinpiloten auch eine Menge Materialien und Bücher zum Thema MINT. Gefeiert wurde das dann unter Beachtung aller Corona-Schutzmaßnahmen mit einer Forscherwoche, in der von den Kindern angefertigte Werke ausgestellt wurden und eine kleine Party stattfand.

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Kinderhäuser, die auch ein „Haus der kleinen Forscher“ werden wollen und Fragen dazu haben, können sich an Lisa Reuß wenden!

Was Kinder mit Fingerspielen, Reimen & Co. lernen

Wer kennt sie nicht aus der eigenen Kindheit? Fingerspiele wie „Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen, der hebt sie auf, der trägt sie nach Haus, und dieser kleine Schelm isst sie alle, alle auf.“ sind den meisten Erwachsenen bestens bekannt. Vielleicht empfindet man diese oder ähnliche Reime als altbacken oder unmodern. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Fingerspiele, Verse, Gedichte und Bewegungsspiele aller Art eine herausragende Bedeutung für die Entwicklung von Kindern im Krippen-, im Kindergartenalter und darüber hinaus haben. Dass Fingerspiele und Co. für die Sprachentwicklung von Wichtigkeit sind, liegt nahe. Der Nutzen für die kognitive Entwicklung, für soziale und mathematische Kompetenzen ist in der Fachwelt ebenso kein Geheimnis. In jeden Koffer einer Pädagog*in gehört daher ein Repertoire an Versen und Reimen und vor allem Fingerspielen.

Praktischer Nutzen

Reime, Verse und Fingerspiele sind im pädagogischen Alltag unschlagbar einfach. Man braucht dafür kein Material und keine Vorbereitung. Sie sind vor dem Essen, beim Trösten und Einschlafen, bei der Kinderkonferenz, beim Händewaschen und Aufräumen oder einfach so zwischen zwei Stationen im Tagesverlauf einsetzbar und bei Kindern äußerst beliebt. Mit großer Freude am gemeinsamen Tun können Augenblicke geteilter Aufmerksamkeit und großer Verbundenheit geschaffen werden. Kinder haben mit ihren jeweiligen Kompetenzen die Möglichkeit mitzumachen und sich auszuprobieren: sie hören gebannt zu, erkennen das Gesagte wieder, ahmen die eine oder andere Bewegung nach, können bereits einzelne Wörter mitsprechen und lernen so mit großer Leichtigkeit neue Welten kennen. Somit helfen Fingerspiele und Co. dabei, den – manchmal an Defiziten orientierten – Blick auf sich entwickelnde Kompetenzen zu lenken. Und mögen die einfachen Weisen für die Pädagog*innen mitunter langweilig anmuten, für die jungen und auch die älteren Kinder sind Wiederholungen ein wichtiger Schlüssel zum Lernen. Das sichtbare Engagement der Pädagog*in, ihre Freude und Lebendigkeit beim Vortragen der Verse, beim Spiel mit Stimme und Bewegung werden die Lernfreude der Kinder auf natürliche und unaufgeregte Art und Weise befeuern.

Was sagt die Wissenschaft?

Die russische Forscherin und Ärztin Mariela Kolzowa erforschte in den 1970er Jahren die Ursachen für Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern. Die Kinder galten als gut versorgt und lebten in einer anregenden Umgebung. Woher rührten dann die Entwicklungsstörungen? Für eine der Studien wurden die Kinder in 3 Gruppen aufteilt. Die Kinder der Gruppe 1 waren mit verschiedenen Spielmaterialien versorgt und konnten mit den Gegenständen spielen. In der zweiten Gruppe wurde großer Wert auf die verbale Kommunikation gelegt. Die 3. Gruppe von Kindern lernte zusätzlich vielfältige Fingerspiele kennen. Das Ergebnis ließ damals die Fachwelt aufhorchen. Die Kinder der 3. Gruppe hatten nicht nur die größten Fortschritte in der feinmotorischen Entwicklung gemacht, sondern auch in der Sprachentwicklung (Plentz 2016, S. 11f.). Auch wenn man heute eine Studie so nicht anordnen würde, der Befund war signifikant: Die Beweglichkeit der Finger ist für die Sprachentwicklung elementar. Oder anders gesagt: Können sich die Finger nicht frei bewegen, so kann sich Sprache nicht angemessen entfalten (vgl. Vahle 2019, S. 211).

Ein anderes Experiment zeigt den Zusammenhang umgekehrt. Man fixierte erwachsenen Proband*innen beim Sprechen die Hände. Und es zeigte sich im Experiment, dass das Sprechen der Proband*innen unflüssig wurde und sie sich weniger differenziert ausdrücken konnten. Plentz (2016, S. 8) bezieht sich hier auf ein Experiment von Herbert Lippert.

Wie bedeutend die Hände sind, zeigen auch Befunde aus der Hirnforschung. Jedes Körperteil ist im Großhirn repräsentiert. Dort werden die verschiedenen Reize verarbeitet bzw. Reize an die Muskeln gesendet. Im Vergleich zum „Rest“ des Körpers belegen die Zunge als Sprechwerkzeug und die Hände vergleichsweise große Teile im sensorischen und motorischen Rindenfeld. Es ist daher nur folgerichtig, Fingerspiele einzusetzen, um „… die Beweglichkeit der Hände zu schulen und ihren sinnvollen Einsatz abgestimmt auf die Sprache einzuüben“ (Plentz, 2016, S. 9). Neben der Beweglichkeit der Finger und Hände werden die Organe gleichzeitig gekräftigt. Die Hand-Auge-Koordination wird angesprochen, der angemessene Einsatz der Kräfte wird verinnerlicht.

Weitere Bildungsbereiche neben Sprache

Kognitive Entwicklung: Durch die Kombination von Bewegung und Sprache prägen sich Fingerspiele besonders gut ein. Das trainiert die Merkfähigkeit der Kinder. Durch häufige Wiederholungen bildet sich bei den Kindern allmählich eine Erwartung an das heraus, was im Fingerspiel oder in der nächsten Strophe des Gedichtes folgt. Dieser Umstand fördert die Hypothesenbildung oder bereitet diese vor. Sind Abfolgen – die Themen der verschiedenen Strophen beispielsweise – bekannt, können Kinder den nächsten Schritt vorhersehen. Darüber hinaus können sodann Variationen ausprobiert werden. Der Kreativität und Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – sofern eine aufmerksame Pädagog*in das Setting dafür schafft, sich Zeit nimmt und mit Sprechfreude als Vorbild agiert.

Mathematische Kompetenzen: Die Finger spielen bekanntermaßen beim Zählen eine große Rolle. Es erübrigt sich nahezu, darauf hinzuweisen, dass beim Fingerspiel das Kennenlernen von Zahlenreihen vorbereitet wird. Die fünf Finger hat man immerzu dabei; und so fällt es Kindern mit der Zeit nicht allzu schwer, alle Finger zu benennen und später beim tatsächlichen Zählen alle fünf zu bedenken. Mit dem Zählen über die Finger werden die Zahlen in unserem Gehirn verankert. Fingerspiele sind – darauf weisen auch Hirnforscher hin – kein netter Zeitvertreib, sondern sollten mit Freude und Lust am Sprechen einen Platz im Kita-Alltag haben. Jeden Tag kann Zeit dafür eingeräumt werden!

Soziale Kompetenzen: Wie weiter oben bereits erwähnt, lassen sich mit dem gemeinsamen Erleben Momente der Verbundenheit schaffen. Nicht nur die Beziehung zwischen Erwachsenem und Kind wird dadurch geprägt, auch die von Kindern untereinander gestärkt. Ist eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut, können Kinder den kurzen Schreck, wenn der Reiter bei „Hoppe, hoppe Reiter“ in den Graben fällt, genießen. Die gesamte Kindergruppe kann mit authentisch vorgelebter Sprechfreude eine eigene Dynamik entwickeln: Kinder tauschen sich aus, wie die nächste Zeile des Fingerspiels oder Bewegungsliedes lautet. Oder sie wetteifern, wer ein Lied oder Bewegungsspiel vortragen darf. Oder sie wirken begeistert mit, wenn es darum geht, bei einem Fest ein Lied für die Eltern zu präsentieren.

Und bei allen Kompetenzen, die mit Fingerspielen und Co. angeregt werden, darf eine nicht fehlen: Mit lustigen Fingerspielen findet auch Humor einen festen Platz im Kita-Alltag. Für Kinder ist´s ein Riesenspaß, bei Fingerspielen oder unsinnigen Gedichten miteinander zu lachen. Das schafft zusätzliche Verbundenheit.

Es steckt großes Potential in diesen scheinbar einfachen Spielen, die es im Alltag zu nutzen gilt. Übrigens: Auswendiglernen heißt im Englischen „to learn by heart“. Und das sollte der Umgang mit den Fingerspielen, Versen und Reimen auch sein: eine Sprache des Herzens.

Buchempfehlungen fürs Kinderhaus

Susanne Mardt hat eine Fundgrube an Gedichten, Versen und Fingerspielen zusammengestellt. Im ästhetisch ansprechenden Buch sind die sprachlichen Herrlichkeiten mit Bildern von Angela Glökler wundervoll und witzig illustriert sowie thematisch sortiert. Das macht es für die Nutzer*in leicht, einen Kniereiter, einen tröstenden Vers oder eben Fingerspiele zu finden. Aus meiner Sicht darf dieses oder ein vergleichbares Buch in keiner Kita-Bibliothek fehlen.

Der Klassiker mit einer Fülle von Fingerspielen ist von Ingrid Biermann zusammengestellt worden. In diesem Band finden sich Fingerspiele für alle Anlässe und rund ums Jahr. Was in dem Buch zusätzlich bestechend ist: Es bietet Ideen, wie man mit den Fingerspielen didaktisch wertvoll umgehen kann. Und die Autorin erinnert nochmals daran, welche guten Gründe für den Einsatz sprechen.

Biermann, Ingrid (2018): Das Kindergartenfingerspielebuch. Herder: Freiburg i. Br.

Mardt, Susanne (2017) (Hrsg.): Ene mene mink mank pink pank. Das Hausbuch der Kinderreime und Gedichte. Ellermann: Hamburg

Literatur

Plentz, Asnath (2016): Fingerspiele und Reime – Lernprozesse bei Kindern. Verfügbar unter: https://www.kita-fachtexte.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/KiTaFT_Plentz_2016_Fingerspiele.pdf (letzter Zugriff am 14.2.2021)
Vahle, Frederick (2019): Musik, Sprache und Fingerbewusstsein. In: Neuß, Norbert (Hrsg.): Grundwissen Krippenpädagogik. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. 6. Auflage. Cornelsen: Berlin. S. 206-214

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Naturraumpädagogik – viele Ziele und ein Weg?

Naturraumpädagogik ist in aller Munde und auch in der Fachliteratur klar auf dem Vormarsch. Dabei sind die Zugänge und Zielsetzungen jedoch ganz vielfältig. Wozu dient sie nun?

Relativ schnell begegnet man dem Aspekt der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). In ihrem Buch zu Naturraumpädagogik schreibt Anke Wolfram der BNE eine grundlegende und tragende Rolle zu. Sie bilde das Fundament des naturraumpädagogischen Ansatzes. „Alle pädagogischen Überlegungen und Handlungen bauen darauf auf. Das gesamte Bildungsgeschehen wird an nachhaltigen Aspekten reflektiert und durchdringt die Pädagogik“ (Wolfram 2018, S. 16). Dabei werden neben ökonomischen und ökologischen auch sozialen Aspekten berücksichtigt. Ziel ist es, alle Menschen zu befähigen, eine lebenswerte Zukunft zu gestalten und positive gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen (vgl. ebenda, S. 18f.).

Hier schließen sich die Gedanken von Ingrid Miklitz zur Achtsamkeit an. Sie versteht diese explizit nicht im Sinne eines Selbstbezugs, sondern mit Blick auf ein verantwortungsvolles Miteinander von Mensch und Natur. Ein Weg hin zu einer solchen Achtsamkeit kann das Betrachten der Natur sein. Diese Betrachtung benötigt neben Zeit auch wirkliches Interesse am Gegenüber – der Pflanze, dem Baum, der Ameise – und Erwachsene, die die Kinder darin begleiten, achtsam wahrzunehmen. Dabei sind Fragen wie die folgenden leitend: Wie geht es dem Baum bei großer Hitze? Was brauchen Vögel, um über die Winter zu kommen? Was passiert mit den Bienen, wenn sie keine Blumen mehr finden (vgl. Miklitz 2020, S32ff.)?

„Frische Luft tut gut“, das wusste schon unsere Großmutter und hatte – wie so oft – Recht. Viele Studien deuten darauf hin, dass der Aufenthalt in der Natur förderlich für die menschliche Gesundheit ist. Insbesondere das Stressempfinden wird reduziert, wofür deutlich sanftere optische und akustische Sinneseindrücke sorgen (vgl. Dürmüller Frei 2020, S.13). Auch das Immunsystem wird gestärkt. In der Natur kann es lernen, zwischen Krankheitserregern und ungefährlichen Bestandteilen der Umwelt zu unterscheiden. So kann u.a. Allergien vorgebeugt werden. Einen weiteren Beitrag für ein starkes Immunsystem leistet das Vitamin D, welches beim Aufenthalt in der freien Natur gebildet wird. Auch die vielfältigen Bewegungsanreize in der Natur stärken die Gesundheit. Bewegung hat einen positiven Einfluss auf den Stoffwechsel, das Herz-Kreislaufsystem sowie das allgemeine Wohlbefinden. Auch im kognitiven Bereich ergeben sich hierdurch positive Effekte. So erhöhen sportliche Aktivitäten nachweislich die Konzentrationsfähigkeit (vgl. Renz-Polster & Hüther 2019, S. 77ff.)

Die Natur ermöglicht also das Erreichen verschiedener Ziele – gelebte Nachhaltigkeit, Achtsamkeit und Gesundheitsförderung.

Angestammter Entwicklungsraum für Kinder

In der Bedeutung fundamentaler und stärker auf das Kind fokussiert, betrachten Herbert Renz-Polster und Gerald Hüther in ihrem Buch „Wie Kinder heute wachsen“ die Wichtigkeit des Naturraums für Kinder: „Weil Natur für Kinder eben nicht einfach eine nette Ergänzung zum Alltag ist. Weil sie mehr ist als Erholungsraum, mehr als ein Ort, um seine Batterien aufzuladen oder sich auszutoben. Natur ist für Kinder so essenziell wie gute Ernährung. Sie ist ihr angestammter Entwicklungsraum“ (Renz-Polster & Hüther 2019, S. 9). Tatsächlich bietet die Natur den Kindern Anregungen und Impulse in allen Bildungs- und Entwicklungsbereichen.

Baumstämme, Hänge, Mulden, Felsen und Wurzeln – die Natur ist eine grenzenlose Bewegungslandschaft und regt die Kinder ganz vielfältig an.
Anders als man es im ersten Moment denken mag, ist auch der Aspekt Sprache ganz vielfältig vertreten. So müssen die Kinder, ohne vorgefertigtes Spielmaterial, viel mehr in den Austausch und die Aushandlung miteinander gehen. Ist der Stock nun ein Ruder oder ein Zauberstab? Und auch die Schriftsprache findet sich wieder und hat Bedeutung – ob auf Wegweisern, Hinweisschildern oder in Bestimmungsbüchern.

Der Duft von Tannennadeln, das Rascheln der Bäume im Wind, das Farbspiel der Blätter im Herbst, die raue Rinde des Baumes, die frische Süße selbst geernteter Äpfel … Die Natur spricht alle Sinne der Kinder an. Durch die vielseitigen, natürlichen Empfindungen wird die Sensitivität der Sinne ausgeprägt.

Auch das körperliche Wohlbefinden wird auf verschiedenen Ebenen gefördert, sowohl hinsichtlich der physischen als auch der psychischen Gesundheit.

Der Natur und ihren Materialien liegt eine ganz eigene Schönheit zugrunde. Zugleich regen diese Materialien, durch ihre vielfältigen Formen und Farben, die Kreativität der Kinder ganz besonders an und vermitteln einen Sinn für Ästhetik. Darüber hinaus ist die Natur voller Klänge, die gehört, eingeordnet und nachgeahmt werden können. Und auch Musikinstrumente lassen sich aus Naturmaterialien gestalten.

Mathematische Grunderfahrungen können in der Natur gemacht werden – beim Sammeln, Sortieren und Klassifizieren von Stöcken und Steinen. Welcher Stock ist länger? Welcher Stein schwerer? Welche Form von Stein wird benötigt, um die Burg fertig zu stellen? Und so findet sich auch das Bauen und Konstruieren wieder – beim Bau von Höhlen, Hütten, Brücken oder Staudämmen.

Insgesamt regt die Natur zum Nachdenken, Fragen und Erforschen an. Denn wo sonst als in der Natur lassen sich naturwissenschaftliche Phänomene beobachten, werden erleb- und begreifbar?

Auch Sinnfragen und Fragen zum Kreislauf des Lebens ergeben sich nahezu beiläufig. Der Naturraum bietet analoge Erfahrungen, die für den nächsten Lernschritt nützlich sind. So erfahren Kinder Stück für Stück die Welt und binden jede neue Wahrnehmung in einen persönlichen Bedeutungskontext ein. Im Ergebnis entsteht für jedes Kind eine individuelle Beziehung zur Welt. Es erlebt sich als Mensch in der Welt.

Gemeinschaft spielt eine große Rolle

Vieles lässt sich nur gemeinsam meistern – die Pflege eines Beetes, die Steighilfe für den rutschigen Hang … Die Kinder erleben sich als Gruppe – agieren im sozialen Miteinander.

Für Kindern entstehen so vielfältige Anregungen und unzählige Möglichkeiten, den eigenen Interessen nachzugehen, Fragen zu entwickeln und Hypothesen zu formulieren und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Der Naturraum wirkt als 3. Erzieher. Die Fachkräfte schaffen hierfür den geeigneten Rahmen. Sie nehmen sich zunächst zurück, beobachten genau und greifen dann gezielt Themen der Kinder auf, um diese gemeinsam mit den Kindern zu entwickeln und zu reflektieren.

Als Ganzes betrachtet zeigt sich damit: Naturraumpädagogik ist weder Ergänzung noch Zusatz noch neuer Schwerpunkt. Naturraumpädagogik ist eine wundervolle Möglichkeit, unser element-i Konzeption umzusetzen. Dies zeigt sich auch beim Blick auf die Leitlinien – alle werden in der naturraumpädagogischen Arbeit gestärkt.

Der Aspekt der Gesundheit wurde bereits thematisiert. Kinder können fernab von Straßen- und sonstigem Lärm die Ruhe ganz bewusst erleben. Dies trägt wesentlich zur Ausgeglichenheit und zum Wohlbefinden der Kinder bei. Dabei können sie in ihrem Tun verlieren und Kohärenz erleben.

Die Kinder verfügen außerdem über eine besondere, scheinbar angeborene Verbundenheit zu Tieren und Pflanzen. Diese faszinieren sie von Anfang an.

Zugleich erleben Kinder besonderer Weise Freiheit und Autonomie. Dies liegt in dem nicht vorstrukturiertem Charakter von Naturräumen begründet. Die Kinder haben die Möglichkeit, sich frei im Gelände zu bewegen und eigene Lernerfahrungen zu machen. So erleben sie ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit, welches ihnen hilft, ein positives Selbstkonzept zu entwickeln. Hier können sie ihre Grenzen austesten und lernen diese auch einzuhalten. Dabei gelingt nicht alles sofort, die Resilienz wird gestärkt.

Durch die große Freiheit, die Möglichkeit sich den eigenen Interessen zu widmen und sich ohne störende Reize vollständig im Tun zu verlieren, entsteht wahre Freude am Lernen.

Kommen wir nun zur Eingangsfrage zurück: wozu dient Naturraumpädagogik nun? Welcher dieser vielen Zugänge ist der richtige? Die Antwort ist einfach: keiner allein für sich und alle gleichzeitig! Gerade das Zusammenspiel der vielen Aspekte und Faktoren macht die Naturraumpädagogik mit ihren unendlichen Möglichkeiten aus. So findet jede*r – ob groß, ob klein – einen individuellen Zugang und einen ganz persönlichen Mehrwert.

Literatur:

Renz-Polster, H.; Hüther, G. (2019): Wie Kinder heute wachsen. Natur als Entwicklungsraum. Ein neuer Blick auf das kindliche Lernen, Fühlen und Denken. Weinheim: Beltz.

Wolfram, A. (2018): Naturraumpädagogik in Theorie und Praxis. Freiburg im Breisgau: Herder.

Dürmüller Frei, A. (2020): Staunend unterm Regenbogen. In: TPS. Raus in die Natur. Heft 08/2020, S. 12-15

Miklitz, I. (2020): Hallo Baum, wie fühlst du dich? In: TPS. Raus in die Natur. Heft 08/2020. S. 32-35

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Vernissage im element-i Kinderhaus Steppkes

Das Team des element-i Kinderhauses Steppkes bietet uns einen Einblick in die Arbeit der Schulhüpfer Kohorte. Das Kunstprojekt umfasste mehrere Bereiche mit dem übergreifenden Thema Natur und Verbundenheit. Die Ausstellung wurde für die Eltern unter Berücksichtigung der Hygieneregelungen öffentlich gemacht.

Der erste Teil umfasste selbst gemalte Bilder auf Leinwänden und gebastelte Vulkane. Zum Anderen wurde unter Anleitung eines Kindes mit iranischem Elternteil ein Nouruz Tisch zusammengestellt. Nouruz ist das persische Neujahresfest. Ein weiterer Teil der Ausstellung bildeten die Fotos, welche im Rahmen des Fotoprojekts „Mit Kinderaugen sehen“ mit unserem Fotografen Tom entstanden waren.

Die Kinder freuten sich sehr über die Möglichkeit ihre Kunstwerke zeigen zu können.

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