Die element-i Pädagogik: Von der Krippe bis zum Abschluss

Stellen wir uns einmal vor, Lara wird mit ca. einem halben Jahr im element-i Kinderhaus Energiebündel eingewöhnt und verbringt dort ihre gesamte Kita-Zeit. Mit rund 6 Jahren wechselt Lara in die freie element-i Grundschule in Stuttgart Vaihingen und macht in ihrem 18. Lebensjahr, mittlerweile erwachsen, ihren Abschluss im element-i Bildungshaus. In diesem Gedankenspiel identifizieren sich die Eltern mit der der element-i Konzeption und den darin enthaltenen Werten, der Weltanschauung (vgl. Kammerlander et al. 2018, S 2-6) und dem Erziehungsstil (vgl. Kammerlander et al. 2018, S. 11-13). Demnach erlebt Lara auch zu Hause ein Umfeld, welches ihr Geborgenheit und Sicherheit gibt und gleichzeitig ein Ort ist, an welchem sie als Mensch jederzeit respektiert und ernst genommen wird. Wie hat Lara sich über die Jahre hinweg entwickelt, welchen Einfluss hat die element-i Pädagogik auf Ihr Leben genommen?

#eskommtaufmichan

Wir arbeiten in einer Dienstleistungsbranche, in welcher das Ergebnis der Dienstleistung beim einzelnen Individuum nicht unmittelbar zu erkennen, greifen oder spüren ist. Zu viele emotionale und soziale Einflüsse umgeben das Kind, um gewiss sagen zu können, welche erzieherischen Handlungen, welche Beziehungen oder sonstigen Erfahrungen ausschlaggebend für die Entwicklung des Kindes waren. Dennoch stelle ich sie mir immer wieder, die Frage nach dem Ergebnis. Mein innerer Antrieb liegt darin, die Gesellschaft aktiv mitgestalten zu wollen. In der Konsequenz bedeutet diese Vision für die Profession pädagogischer Fachkräfte, sich dieser Verantwortung vollumfassend anzunehmen. Mit dem Ziel, dass unzählige Kinder die Chance erhalten, durch den Besuch unserer Einrichtungen, ihren individuellen Platz in der Gesellschaft einnehmen und starke und verantwortungsbewusste Persönlichkeiten werden (vgl. Kammerlander et al. 2018, S. 7). Wenn wir uns gemeinsam auf diese innere Ausrichtung einigen können, sollten wir stets reflektieren, wie wir die element-i Pädagogik umsetzen und leben wollen. Ich möchte den Blick in diesem Beitrag auf uns selbst richten, ganz im Sinne von, #eskommtaufmich an. Ohne den/die Einzelnen an seiner/ihrer Stelle und mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen, kann keine Gemeinschaft entstehen und ohne diese Zugehörigkeit, fehlt es an Verantwortungsgefühl, welches uns antreibt, unsere Ziele zu verfolgen und umzusetzen. Wie kann es gelingen, für jedes Kind an jedem Tag, einen guten Tag zu schaffen?

Wie jeder Tag zu einem guten Tag für Kinder wird

Der „Rahmen“ wird im Folgenden im Fokus stehen (vgl. Kammerlander et al. 2018, S. 3). Jeder funktionierende Plan, jeder Umsetzungsprozess, jeder Produktionsprozess und jede Konzeption müssen einen klar definierten Rahmen haben. Dieser muss gegeben sein, um Orientierung und Handlungssicherheit zu geben. Ohne einen Rahmen herrscht Beliebigkeit und das spiegelt sich in einem schlechten Ergebnis wider. Welche Vorgaben und Bedingungen rahmen die element-i Pädagogik ein? Die Orientierungsqualität bildet übergeordnet den Rahmen in Bezug auf Wertvorstellungen, Erziehungsstile, das Bild vom Menschen etc. Es wird im Kern beschrieben, worauf man hinauswill, und beschreibt weiter wie die element-i Pädagogik Einzug in die Häuser erhalten soll. Die Prozessbeschreibungen gehen noch stärker auf das “wie” ein, um die element-i Pädagogik für alle Mitarbeiter:innen des Netzwerks kohärent zu machen. Die Leitlinien geben vor, mit welchem Anspruch und mit welcher Idee, den Kindern begegnet werden soll. Sichtbar wird das beispielsweise im erzieherischen Handeln, also in der Interaktionsqualität zwischen Betreuungspersonen und dem einzelnen Kind. Unsere fünf Leitlinien (autonome)Verbundenheit, (verbundene) Autonomie, Freude am Lernen, Resilienz und Gesundheit sind der Kompass der gesamten element-i Pädagogik. Sie leiten sich aus wissenschaftlichen und entwicklungspsychologischen Erkenntnissen ab. Demzufolge basieren alle daraus resultierenden Prozesse und Interaktionssequenzen auf den Leitlinien. Werden in der Begrüßungssequenz die Bedürfnisse der Eltern und Kinder unter Berücksichtigung der Leitlinie (autonome) Verbundenheit aktiv wahr- und ernstgenommen? Wenn ja, wie äußert sich das unmittelbar in der Interaktion mit den Eltern und Kindern am Morgen? Worauf achten Sie? Haben Sie das pädagogische Verhalten mit dem Prozess abgeglichen? Welche Entscheidungen treffen Sie?

Folgende Situation soll diese Fragen und die Verhaltensweisen, die daraus resultieren, verdeutlichen:

Lara hatte eine schwierige Nacht. Sie hat am Wochenende bei ihrer Oma übernachtet und es war unglaublich aufregend für sie. Am nächsten Tag (Sonntag) konnte sie einfach nicht einschlafen, es wurde sehr spät und am Montagmorgen war Lara unausgeschlafen und der Start in den Tag war durchaus herausfordernd für alle Parteien, Eltern und Kind. Lara wollte nicht in die Kita, aber die Lebensrealität der Familie lässt es nicht zu, dass einer der beiden Elternteile diesen Wunsch ermöglichte und zu Hause bleiben konnte. Im Kinderhaus angekommen, begrüßte eine Mitarbeiterin des Hauses Lara herzlich und bemerkte schnell, dass sie etwas bewegte. Sie nahm sich Lara direkt an, die sich abwandte und die Beine ihres Vaters umschlang. Die Pädagogin holte umgehend ihr Lieblingskuscheltier und merkte an, dass es dem Esel, ihrem Esel Carlo, nicht gut ginge, woraufhin sie die Aufmerksamkeit von Lara sicherstellte. Sie suchte den Dialog zu Lara, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was sie benötigt, um gut anzukommen. Dadurch konnte sie eine Verbindung zu Lara aufbauen, so dass sich Lara öffnen konnte.

Wie sieht der Prozess der Begrüßung und des Ankommens am Morgen aus, wenn die Betreuungspersonen des Kinderhauses das Bedürfnis nach Verbundenheit nicht erfüllen? Die Ausgangslage ist dieselbe für Lara.

(…). Im Kinderhaus angekommen, fühlte sich niemand für Laras Belange verantwortlich. Der Vater versuchte auf Lara einzugehen, doch ihm gelang es nicht, Lara davon zu überzeugen, dass es in der Kita doch schön sei. Sachliche Argumentationen hatten keine positiven Auswirkungen auf Laras Gemütszustand. Der Vater suchte nach einem zuständigen Teammitglied der Einrichtung und sah auf einem Stuhl eine Pädagogin sitzen. Sie wirkte etwas abwesend und fragte, ob sie Lara nehmen solle. Lara umklammerte mit aller Kraft den Hals ihres Vaters. Die Pädagogin reagierte mit: “Es ist doch alles gut”, woraufhin Lara noch lauter weinte. Die Pädagogin reagierte zögernd und fragte, ob man nun dem Papa winken solle. Lara weinte noch lauter, woraufhin der Vater beschloss den Raum zu wechseln und in Ruhe das Gespräch mit seiner Tochter zu suchen. Die Pädagogin registrierte dies und meinte, dass sie wieder zurückkommen könnten, wenn es Lara besser ginge.

Welchen Folgen resultieren in beiden Szenarien für alle Beteiligten daraus (Kind, Elternteil und Betreuungsperson)? Wenn sich Kinder sicher und geborgen fühlen, das pädagogische Verhalten kohärent ist, werden sie explorieren und weitere Bedürfnisse erfüllen können, wie etwa das Streben nach Autonomie. Die Ergebnisqualität ist bei gelungener Umsetzung ein praktisches Abbild der Theorie aus der element-i Konzeption. Die Systematik lässt sich auf jeden weiteren Tagesablaufpunkt ableiten, ob Freispiel, Kinderkonferenz, Intensivphase etc.

Das Freispiel im element- i Kinderhaus

Diese Phase im Tagesablauf eines Kinderhauses verdeutlicht, wieso ein durchdachter Rahmen wesentlich für ein gutes Ergebnis ist. (vgl. Kammerlander et al. 2018, S. 12)

In Freispielsituationen wird den Kindern die Möglichkeit gegeben zu explorieren, ihre Interessen zu entdecken und ihre Kompetenzen zu vertiefen. Stellen Sie sich vor, dieser Prozess hätte keinen Rahmen. Räume wären nicht vorbereitetet, Spielmaterialien würden nicht zur Verfügung stehen, die Mitarbeiter:innen in den Häusern wüssten nicht, was sie zu tun hätten. Die Kinder wären sich selbst überlassen – es ist demnach dem Zufall überlassen, was sie lernen und was nicht. Was geben unsere Qualitätsstandards für das Freispiel der Kinder vor?

Die Lernumgebung ist differenziert auszugestalten, damit die Kinder selbstständig und selbstwirksam in der Ihnen zur Verfügung gestellten Lernumgebung explorieren können, Erfahrungen sammeln können, in Interaktion mit anderen Interaktionspartner:innen treten können. Sie werden in ihren Emotionen durch erwachsene Bezugspersonen begleitet, weil sie sich entwicklungsbedingt noch nicht durchgehend und vollumfänglich selbst regulieren können. Sie sind aktive Interaktionspartner:innen, aufmerksam, tangieren unter Berücksichtigung der Leitlinien und des Erziehungsstils aus, ob Sie in Interaktion treten oder beobachten. Der konzeptionell klar definierte Rahmen zeigt auf, wie jede Phase auszugestalten ist, um jedes Kind in seiner Individualität wahrzunehmen. Gäbe es keinen Rahmen, wären Willkür und nicht selten Chaos die Konsequenz. Bemerken Sie Chaos, reflektieren Sie den Rahmen, den Sie den Kindern zur Verfügung stellen.

Ich bin Ihnen noch die Antwort schuldig, wie das Ergebnis nach 18 Jahren element-i für Lara aussieht. Bevor das geschieht, muss ich in meinen nächsten Artikeln noch auf den Erziehungsstil, die Beobachtungsinstrumente und die Persönlichkeitsentwicklung eingehen und mich den element-i Schulen widmen. Teil 2 zu diesem Thema finden Sie hier.

Literatur

Kammerlander, C., Rehn, M., & Pädagogischer Leitungskreis. (2018). element-i Konzeption.

Mehr von Benjamin Decker

Mobiles Lernschwimmbecken in Vaihingen

Das SchwimmMobil „Wundine on Wheels“ steht seit heute bis 15. Mai auf dem Gelände der element-i Grund- und Gemeinschaftsschule in der Breitwiesenstraße 8 in Stuttgart. Das mobile Schwimmbad kam auf einem riesigen LKW-Anhänger und umfasst neben einem sechs Meter langen Becken auch Umkleiden und Duschmöglichkeiten. Wundine ist eine Initiative der Josef Wund Stiftung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinder Sport Akademie. Das Ziel: Die Zahl der Kinder, die nicht schwimmen können und dadurch gefährdet sind, soll sinken.

„Wir freuen uns, dass die Vaihinger element-i Kinderhäuser und unsere Schulen in den Genuss der Aktion kommen. Die Kinder entdecken hier in kleinen Gruppen den Spaß am Wasser und lernen, sich darin sicher zu bewegen“, sagt Clemens M. Weegmann, Vorstandsvorsitzender des Vereins Vielfalt in Sport und Kultur und Geschäftsführer von KONZEPT-E. „Wir danken der Josef Wund Stiftung, die uns nicht nur das Schwimmbecken kostenfrei zur Verfügung stellt, sondern auch den Schwimmunterricht finanziert.“ Dadurch sind alle im Rahmen von elementi stattfindenden Schwimmkurse für die Eltern kostenfrei. Die Kinder Sport Akademie veranstaltet zusätzliche, dann jedoch kostenpflichtige Kurse. Interessierte finden die Daten und weitere Informationen auf der Akademie-Website.

Bild: Josef Wund Stiftung

Burnout – ein Zustand der körperlichen und emotionalen Erschöpfung

Burnout ist ein weit verbreitetes Phänomen, insbesondere in stressigen Berufen und Lebensphasen. Die Betroffenen konzentrieren sich schlechter, machen viele Fehler. Manche verlieren die Energie für ihr Privatleben, hegen Selbstzweifel, entwickeln das Gefühl, nicht erfolgreich zu sein und die Kontrolle zu verlieren.

In der Medizin wird Burnout jedoch nicht als eigenständiger Krankheitsbegriff im Katalog der internationalen Klassifikationen für Diagnosen (ICD-10) geführt. Dort wird Burnout mit dem Code „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ beschrieben.

Burnout ist also keine eigenständige psychische Erkrankung. Meist sind es arbeitsbezogene Anforderungen, die zu Stresssymptomen und dem Gefühl der Überforderung führen. Diese bleiben über Wochen und Monate bestehen und bessern sich auch nicht nach einer gewissen Erholungszeit (zum Beispiel Urlaub). Burnout ist ein Risikofaktor für verschiedene psychische und physische Erkrankungen.

Warum sind gerade pädagogische Fachkräfte in Kitas gefährdet?

Mitarbeiter:innen in Kindertageseinrichtungen kümmern sich um die Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern. Sie leisten einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft und die Zukunft der nächsten Generationen. Doch pädagogische Fachkräfte sind u.U. einem hohen Stresslevel ausgesetzt, der zu Burnout führen kann – ein Zustand, der durch chronische Überforderung, mangelnde Anerkennung und geringe Handlungsspielräume entsteht. Burnout kann zu Depressionen, Schlafproblemen, Angst- und Konzentrationsstörungen, erhöhtem Krankheitsrisiko und verminderter Lebensqualität führen.

Die Ursachen für einen Burnout bei pädagogischen Fachkräften sind vielfältig und können sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene liegen. Zu den individuellen Faktoren gehören beispielsweise hohe Erwartungen an sich selbst, ein geringes Selbstwertgefühl, mangelnde Abgrenzungsfähigkeit, fehlende Unterstützung im privaten Umfeld oder gesundheitliche Probleme. Zu den organisatorischen Faktoren gehören beispielsweise hohe Arbeitsbelastung, geringe Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen, länger anhaltender Personalmangel, unzureichende Qualifizierung, geringe Wertschätzung durch Vorgesetzte oder Eltern sowie fehlende Mitbestimmungsmöglichkeiten.

Um diesem Risiko entgegenzuwirken, sind Präventionsmaßnahmen wie Selbstfürsorge, Stressbewältigung und soziale Unterstützung von großer Bedeutung. Die eigene Resilienz kann als Schutzfaktor dienen. Sie bezieht sich auf die Fähigkeit eines Individuums, mit stressigen oder herausfordernden Lebenssituationen umzugehen, sich anzupassen und gestärkt daraus hervorzugehen. Wenn Sie als Fachkraft resilient sind, verfügen Sie über eine emotionale Widerstandsfähigkeit und somit hohe Kompetenzen, mit den Belastungen des Lebens umzugehen. Resiliente Menschen können daher Herausforderungen besser bewältigen und sind weniger anfällig für Stressoren, was das Risiko für Burnout verringern kann.

Wie erkenne ich ein Burnout?

Pädagogische Fachkräfte sind in ihrem Berufsalltag vielen körperlichen und psychischen Belastungen ausgesetzt, die zu einem Burnout führen können. Zu den häufigsten Symptomen gehören tiefe Erschöpfung, die auch nach ausreichendem Schlaf nicht verschwindet, und die Unfähigkeit, sich von der Arbeit zu erholen oder abzuschalten. Außerdem können psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden auftreten, die keine organische Ursache haben, sondern auf die hohe

psychische Belastung zurückzuführen sind. Ein weiteres Anzeichen für ein Burnout ist das Gefühl mangelnder Anerkennung, das dazu führt, dass man sich nicht wertgeschätzt oder respektiert fühlt und das Selbstwertgefühl sinkt. Dies kann wiederum zu einer reduzierten Arbeitsmotivation und einem „Dienst nach Vorschrift“ führen, bei dem man nur noch das Nötigste erledigt und keine Initiative oder Kreativität zeigt. Zudem kann ein Burnout zu einer emotionalen Distanzierung und einem Zynismus gegenüber der Arbeit und den Kollegen führen, die die sozialen Beziehungen und die Arbeitsatmosphäre beeinträchtigen. Schließlich kann ein Burnout auch die Leistungsfähigkeit und die Qualität der Arbeit negativ beeinflussen, was zu Fehlern, Konflikten oder Unzufriedenheit führen kann.

Die Phasen eines Burnout (nach Freudenberger):

Der Zwang sich zu beweisen: Diese Phase ist von Perfektionismus geprägt. Betroffene wollen sich selbst beweisen, haben erhöhte Erwartungen an sich selbst und Angst dabei zu versagen.

Verstärkter Einsatz: hier verfestigt sich der Perfektionismus in der Bereitschaft Mehrarbeit zu leisten. Es fällt schwer Aufgaben abzugeben.

Vernachlässigung eigener Bedürfnisse: Betroffene empfinden den Zustand der Überarbeitung als normal oder positiv. Sie vernachlässigen zunehmend ihre eigenen Bedürfnisse.

Verdrängung von Konflikten (und Bedürfnissen): Es können zunehmend Konflikte mit dem Arbeitskollegen/der Arbeitskollegin oder dem Partner/der Partnerin aufkommen, wobei diese genauso wie erste körperliche oder psychosomatische Symptome häufig verdrängt werden.

Umdeutung von Werten: Die Wahrnehmung der Betroffenen verändert sich und zeigt sich in verminderter Empathie und der Vernachlässigung von Freunden und Familie. Die volle Aufmerksamkeit ist auf die Arbeit gerichtet, Hobbys werden aufgegeben.

Verleugnung von Problemen: Probleme und Konflikte werden verleugnet und die Schuld für die eigene Situation wird auf andere geschoben.

Beginn der Rückzugsphase: Betroffene ziehen sich immer mehr zurück und verlieren das Interesse an anderen Menschen und Aktivitäten, die bisher Freude bereitet haben.

Deutliche Verhaltensveränderungen: Die Verhaltensänderungen werden auch für das Umfeld sichtbar. Betroffene wirken oft gereizt, aggressiv oder zynisch.

Selbstentfremdung und innere Leere: Betroffene fühlen sich innerlich leer und haben das Gefühl, sich selbst fremd zu sein.

Emotionale Probleme: Betroffene fühlen sich oft hoffnungslos und entwickeln eine negative Einstellung zum Leben.

Depression: Diese Phase ist geprägt durch das Gefühl zunehmender Sinnlosigkeit und Desinteresse und geht einher mit Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Selbsthass, Erschöpfung und dem Wunsch, nicht mehr aufzuwachen.

Totaler Erschöpfungszustand (Burnout): In dieser Phase sind Betroffene völlig erschöpft und nicht mehr in der Lage, ihren Alltag zu bewältigen.

Strategien, um einem Burnout entgegenzuwirken

Als pädagogische Fachkraft haben Sie eine verantwortungsvolle und anspruchsvolle Aufgabe, die viel Freude, aber auch viele Herausforderungen mit sich bringen kann. Um stark zu bleiben und für Herausforderungen gewappnet zu sein, ist es wichtig, dass Sie auf Ihre eigene Gesundheit achten. Hier sind einige Tipps, wie Sie das tun können:

  • Reflektieren Sie regelmäßig Ihre Arbeit und Ihre Gefühle. Fragen Sie sich, was Ihnen Spaß macht, was Sie belastet, was Sie stolz macht und was Sie verbessern möchten. Was sind Ihre Stressauslöser? Welche Aktivitäten und Interessen bereichern Ihr Leben? Schreiben Sie Ihre Gedanken auf oder teilen Sie sie mit einer vertrauten Person. Wenn Sie beispielsweise gewohnheitsmäßig und leichtfertig anderen Menschen Probleme und Pflichten abnehmen, dann lernen Sie, höflich davon Abstand zu nehmen.
  • Effektives Zeitmanagement ist entscheidend, um einem Burnout vorzubeugen. Erstellen Sie realistische Zeitpläne, setzen Sie Prioritäten und lernen Sie, „Nein“ zu sagen. Es ist wichtig zu erkennen, dass Sie nicht alles auf einmal erledigen können, und dass es in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten oder Aufgaben zu delegieren.
  • Lernen Sie, mit Stress umzugehen. Es ist wichtig, klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen. Schalten Sie in Ihrer Freizeit ab, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken. Dies bedeutet auch, Ihre Arbeits-E-Mails oder Anrufe außerhalb der Arbeitszeiten zu begrenzen.
  • Finden Sie heraus, was Ihnen hilft, sich zu entspannen und abzuschalten. Das kann zum Beispiel Meditation, Yoga, Musik, Lesen oder Spazierengehen sein. Nehmen Sie sich jeden Tag Zeit für sich selbst und tun Sie etwas, das Ihnen guttut.
  • Achten Sie auf Ihre Ernährung, Ihren Schlaf und Ihre körperliche Aktivität. Essen Sie gesund und ausgewogen, trinken Sie genug Wasser und vermeiden Sie Alkohol, Nikotin und andere Drogen. Schlafen Sie ausreichend und regelmäßig. Bewegen Sie sich täglich an der frischen Luft – die Gartenphase in der Kita ist eine perfekte Gelegenheit dafür. Das fördert Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden.
  • Pflegen Sie Ihre Hobbys und Ihre sozialen Kontakte. Machen Sie Dinge, die Ihnen Spaß machen und die nichts mit Ihrer Arbeit zu tun haben, wie Malen, Tanzen, Singen oder Gärtnern. Treffen Sie sich mit Freund:innen, Familie oder Kolleg:innen und tauschen Sie sich aus. Suchen Sie sich Menschen, die Ihnen zuhören, die Ihnen Mut machen und die Ihnen helfen können. Das Teilen von Gefühlen und Erfahrungen kann helfen, den Stress zu reduzieren und die emotionale Belastung zu bewältigen.
  • Holen Sie sich bei Bedarf professionelle Hilfe. Wenn Sie merken, dass Sie allein nicht mehr weiterkommen, dass Sie anhaltend erschöpft, traurig oder ängstlich sind oder dass Ihre Arbeit darunter leidet, zögern Sie nicht, sich Hilfe zu suchen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, an die Sie sich wenden können, zum Beispiel Ihre Hausärzt:in, eine Psychotherapeut:in oder eine Beratungsstelle.

Fazit

Burnout ist ein ernsthaftes Problem, das viele pädagogische Fachkräfte betrifft und ihre Gesundheit und Arbeitszufriedenheit beeinträchtigt. Um ein Burnout zu vermeiden, ist es wichtig, auf die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu achten, sich regelmäßig zu erholen und zu entspannen, und sich Unterstützung zu holen, wenn nötig. Mit den richtigen Strategien und Ressourcen können sie vorbeugen und ihre Berufsfreude bewahren.

Burnout kann jeden treffen. Die Prävention von Burnout erfordert Selbstreflexion, Selbstfürsorge und die Fähigkeit, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Indem Sie diese Prinzipien in Ihr Leben integrieren, können Sie Ihre mentale Gesundheit schützen und ein erfüllteres und ausgeglicheneres Leben führen.

Burnout kann schwerwiegende Folgen haben. Es ist wichtig, die Anzeichen zu erkennen, Maßnahmen zu ergreifen und sich gegebenenfalls Hilfe zu holen. Mit den richtigen Strategien und der passenden Unterstützung kann Burnout überwunden werden. Die Stärkung von Resilienz bspw. kann helfen, Burnout-Episoden zu verhindern oder ihre Schwere zu reduzieren. Resiliente Personen erkennen frühzeitig, wenn sie gestresst sind, und ergreifen Maßnahmen, um ihre mentale Gesundheit zu erhalten.

Literatur

Burisch, Matthias (2005): Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung – Zahlreiche Fallbeispiele – Hilfen zur Selbsthilfe. 3. Auflage. Springer: Heidelberg

Freudenberger, Herbert; North, Gail (2012): Burn-out bei Frauen. Über das Gefühl des Ausgebranntseins. 2. Auflage. Fischer Verlag: Frankfurt a. M.

Kéré Wellensiek, Sylvia (2017): Resilienztraining für Führende: So stärken Sie Ihre Widerstandskraft und die Ihrer Mitarbeiter. 2. Auflage. Beltz: Weinheim

Mai, Jochen (2022): Stressmanagement: Definition, Übungen, Methoden. Abrufbar unter: https://karrierebibel.de/stressmanagement/ (zuletzt besucht am 06.01.2024)

WHO (2019): Burn-out an „occupational phenomenon“: International Classification of Diseases. Abrufbar unter: https://www.who.int/news/item/28-05-2019-burn-out-an-occupational-phenomenon-international-classification-of-diseases (zuletzt besucht am 06.01.2024)

Mehr von Barbara Schmieder

Verstärkung aus Spanien

Acht Spanierinnen und vier Spanier verstärken ab sofort die Teams der Häuser BärcheninselFeuerland, Kinderländle, Neckarlöwen, Pallassimo, Pressekiste, Regenbogenhaus, Spatzennest und Steppkes. Damit konnte KONZEPT-E bereits das dritte Mal erfolgreich Fachkräfte aus Spanien für die Arbeit in element-i Kinderhäusern gewinnen.

Die neuen Kolleg:innen haben in Spanien studiert und durchlaufen hier nun noch einen Anpassungslehrgang. Danach erhalten sie den so genannten Gleichwertigkeitsbescheid. Die deutschen Kolleg:innen vor Ort und natürlich auch die spanischen Kolleg:innen, die schon länger bei element-i arbeiten, unterstützen tatkräftig bei der Eingewöhnung und den Besonderheiten. Einmal in der Woche gibt es auch einen Deutschkurs für die Neuankömmlinge.

Dass die neuen Kolleg:innen aber auch Spanisch mit den Kindern sprechen, ist durchaus gewünscht. Denn Kinder erweitern so ganz nebenbei – quasi intuitiv – ihre Sprachkenntnisse. Das funktioniert nach der Immersionsmethode. Die Kinder lernen die fremde Sprache, indem sie sie in ganzen Sätzen, in Kombination mit Mimik und Gestik hören und sich so ohne Druck einhören und ein Gefühl dafür entwickeln können. Native Speaker in Kitas helfen den Kindern so dabei, sich vielseitig zu entwickeln und fördern gleichzeitig eine positive Einstellung zu fremden Kulturen und anderen Sprachen.

Außerdem: Es bedarf viel Mut, sich einen Arbeitsplatz fern des eigenen Heimatlandes in einer fremden Sprache zu suchen, daher: Bienvenido a KONZEPT-E (Willkommen bei KONZEPT-E).

 

Medienkompetenz – ein Praxisimpuls

Mit diesem Artikel möchte ich einen Einblick in das Projekt „Echt Dabei: Gesund groß werden im digitalen Zeitalter“ gewähren und über das Thema Medienkompetenz bei Kita-Kindern für Pädagog:innen und Eltern informieren. Immer wieder stellen sich Pädago:innen die Frage: „Wie können wir Kinder beim Thema Medien unterstützen?“ In meinem Team wurde diskutiert, warum wir für die Kinder keine Tablets oder Toniboxen benutzen. Und Eltern fragen sich, wie viel Medienkonsum für welches Alter empfohlen wird (BKK 2021, S. 3).

Bei dem so präsenten Thema Medienkompetenz wurden die Kitas WiKi und Seehasen aus Friedrichshafen vom oben genannten Präventionsprojekt „Echt DABEI“ unterstützt. Dieses ist eine Initiative des BKK Dachverbandes bzw. der BKK Landesverbände. Das Projekt wird von der Pädagogischen Hochschule in Freiburg in Kooperation mit der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.

Das Projekt ist aufgesplittet in vier Module. Im ersten Modul werden die Pädagog:innen fortgebildet, im zweiten Modul findet ein Elternabend statt. Das dritte Modul beinhaltet ein Projekt für die Kinder in Form von einem interaktiven Theaterstück. Und im vierten Modul werden Eltern bei der Installation von Zeitbegrenzungs- und Filtersoftware unterstützt (BKK 2021, S. 3). Die jeweiligen Module werden von einem Mediencoach begleitet.

Medienwirkung auf Kinder (0-6 Jahre) – der Forschungsstand

Für die jüngste Altersgruppe, also bei unter dreijährigen Kindern, sind keine positiven Effekte durch die Nutzung von Medien nachgewiesen. Negative Auswirkungen auf die körperliche, sozioemotionale und kognitive Entwicklung jedoch gelten als belegt (BKK 2021, S. 10f.). Nachgewiesene negative Auswirkungen sind beispielsweise:

  • Verzögerung der Sprach- und Bewegungsentwicklung
  • Beeinträchtigung des kreativen Spielverhaltens
  • Verlust von Mitgefühl
  • Verstärkte Aggressionen, Auffälligkeiten im Sozialverhalten
  • Schlafstörungen und Übergewicht (BKK 2021, S. 11)

Die drei Problembereiche der Bildschirmmediennutzung sind Zeit, Inhalt und Funktion. Der Bildschirmmedienkonsum raubt dem Säugling und später auch dem Kleinkind die Zeit für Tätigkeiten, die für seine gesunde Entwicklung von hoher Bedeutung sind. Hier spielt es keine Rolle, um welches Bildschirmmedium es sich handelt: Tablet, TV, PC oder Spielkonsole. Bei ungeeigneten Inhalten, wie beispielsweise Gewalt, treten negative Effekte auf. Auch Werbung kann Wünsche erzeugen, die erfüllt werden wollen und unter Umständen krank machen können oder nicht erfüllt werden und dann unglücklich machen (auch dies ist durch Studienergebnisse belegt (BKK 2021, S. 11)).

Auch die Funktion wird als problematisch beurteilt. Bildschirmmedien werden bisweilen als „elektronischer Babysitter“ genutzt oder auch zur Erpressung eingesetzt, ganz nach dem Motto „wenn du jetzt nicht still bist, gibt es nachher kein Sandmännchen“. Um Langeweile oder eine Auseinandersetzung zu vermeiden, werden Fernsehen oder Tablet auch zur vermeintlichen Stimmungsregulation eingesetzt (BKK 2021, S. 11).

Konsequenzen für die Praxis

Die oben zusammengefassten Erkenntnisse legen nahe, dass Kita-Kinder möglichst wenig Zeit vor dem Bildschirm verbringen sollten. Denn die Verknüpfung von Sinnes-, Bewegungs- und Beziehungserfahrungen ist entscheidend für ein gesundes Gehirnwachstum. Die besten Voraussetzungen zu wachsen sind authentische Begegnungen, Interaktionen mit handhabbaren, verstehbaren und sinnhaften Erlebnissen (BKK 2021, S. 40f.).

Praxisübungen für Kinder – ohne Nutzung und Einsatz von Medien

  • Märchen und Geschichten erzählt und vorgelesen zu bekommen hat eine wichtige Bedeutung und ist ein Baustein für den späteren Schriftspracherwerb.
  • Selbstständig Malen, einfaches Drucken mit Naturmaterialien (Kartoffeldruck, Druck mit Korken oder Händen)
  • ein Memory aus Filmdosen herstellen
  • Schattentheater, Puppenspiele oder Rollenspiele
  • Programmieren kann durch Wenn-Dann-Spiele entstehen: „wenn ich den Stein auf die Nummer fünf werfe, dann hüpfe ich fünf Mal auf einem Bein zu der Ziffer fünf.“

Sammeln, Suchen und Sortieren (Naturmandala, was gehört dazu? Wo hat was seinen Platz? (BKK 2021, S. 47))

Reflexionsfragen für PädagogInnen und Eltern:

  • Wie ist meine Vorbildfunktion beim Thema Mediennutzung?
  • Benutze ich vor den Kindern mein Smartphone? Wenn ja, wann und warum?
  • Bin ich mit dem Thema Mediennutzung von Kindern vertraut und kenne die Auswirkungen?

Pädagog:innen und Eltern sind oft mit dem Thema Mediennutzung konfrontiert: die Eltern unmittelbar zu Hause, die Pädagog:innen mittelbar in der Kita. Auf der Webseite des Projekts „Echt Dabei – gesund groß werden im digitalen Zeitalter“ finden sich weitere nützliche Informationen für Einrichtungen und für Eltern: https://www.echt-dabei.de/

Mehr von Melanie Kohler

BKK und Media Protect (2021): „Echt Dabei“ – Gesund groß werden im digitalen Zeitalter. Manual für Kita-Fachkräfte. Redaktion: Prof. Dr. Paula Bleckmann, Brigitte Pemberger, Stephanie Stalter, Dr. Anke Siebeneich. Berlin

Wie Dankbarkeit zur psychischen Gesundheit beiträgt

Können Sie sich daran erinnern, wie es war, als Kind zur Dankbarkeit aufgefordert zu werden? Wenn Erwachsene nachdrücklich verlangten „Nun sag schön danke!“, fühlte sich das gar nicht gut an. Kein Wunder – Gefühle stellen sich nicht auf Befehl ein. Wenn man Dankbarkeit jedoch empfindet, kann man erleben, dass sie ein körperliches Phänomen der Freude ist. Es wird wohlig warm im Bauch, die Augen beginnen zu strahlen, das Gesicht entspannt sich. Und meist möchte man den Dank und die Freude mit anderen teilen. Es ist eine positive Emotion, die uns hilft, die guten Dinge in unserem Leben zu schätzen und zu würdigen. Häufig fokussieren wir uns in Bezug auf Dankbarkeit nur auf die vermeintlich großen Dinge, die in unserem Leben passieren, und vernachlässigen die kleinen Dinge, die wir jeden Tag als selbstverständlich annehmen. Ist das eine gute Idee?

Was sagt die Forschung?

Seit einigen Jahren ist Dankbarkeit Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Wissenschaftler:innen und Mediziner:innen haben herausgefunden, dass Dankbarkeit zur psychischen Gesundheit und zu einem größeren Wohlbefinden beiträgt. Sie nehmen an, dass positive Emotionen wie Dankbarkeit nicht zeitgleich mit negativen Gefühlen gefühlt werden können. Dankbarkeit ist deshalb ein effektives Gegenmittel für negative Gefühle wie Ärger, Neid, Feindseligkeit, Groll und Sorge. Wer mehr Gelegenheiten für das Gefühl der Dankbarkeit im Alltag finden kann, der wird weniger Gelegenheit haben, diese negativen Gefühle zu erleben.

Dankbarkeit tut uns gut, unabhängig davon, woher sie kommt. Ob wir einem anderen Menschen dankbar sind, dem Schicksal oder einer höheren Macht – die Wirkung ist in jedem Fall positiv: Dankbare Menschen sind glücklicher, optimistischer, hilfsbereiter und einfühlsamer. Das Selbstwertgefühl steigt und man kann leichter mit Belastungen umgehen.

Eine der bekanntesten Studien zum Thema Dankbarkeit wurde von den Psychologen Robert Emmons und Michael McCullough durchgeführt. Sie implementierten ein Experiment, bei dem sie drei Gruppen von Teilnehmern:innen baten, wöchentlich ein Tagebuch zu führen. Die erste Gruppe sollte fünf Dinge aufschreiben, für die sie dankbar waren. Die zweite Gruppe sollte fünf Dinge aufschreiben, die sie geärgert oder gestört hatten. Die dritte Gruppe sollte fünf neutrale Ereignisse aufschreiben, die ihnen passiert waren. Nach zehn Wochen stellten die Forscher fest, dass die Dankbarkeitsgruppe signifikant über mehr positive Emotionen, mehr Optimismus, mehr Lebensfreude und mehr Selbstachtung berichtete als die anderen beiden Gruppen. Außerdem waren sie hilfsbereiter und mitfühlender gegenüber anderen und hatten weniger gesundheitliche Beschwerden. Was können wir aus dieser Studie lernen?

Wie Sie Ihre Dankbarkeit steigern können

Um häufiger Dankbarkeit zu empfinden, können wir – sehr einfach – regelmäßig ein Dankbarkeitstagebuch führen. Indem wir uns bewusst machen, was wir in unserem Leben haben und wofür wir dankbar sind, können wir unsere Stimmung verbessern und unsere Perspektive erweitern. Oder Sie schreiben einen Dankesbrief an jemanden, der Ihnen etwas Gutes getan hat oder der Ihnen wichtig ist. Sie können den Brief persönlich übergeben oder per Post oder E-Mail schicken. Oder Sie können ihn einfach für sich behalten und ihn lesen, wenn Sie sich an diese Person erinnern wollen. Vielleicht drücken Sie Ihre Dankbarkeit verbal aus: Sagen Sie „Danke“ zu den Menschen in Ihrem Leben, die Ihnen helfen oder Ihnen Freude bereiten. Seien Sie dabei spezifisch und aufrichtig. Zum Beispiel: „Danke, dass du mir heute bei der Präsentation geholfen hast. Du hast mir viel Stress erspart.“ Oder: „Danke, dass du für mich da bist. Du bist ein toller Freund.“ Sie können sich auch auf eine Dankbarkeitswanderung begeben: Gehen Sie spazieren und achten Sie auf alles, was Ihnen gefällt oder was Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Das können Blumen sein, Vögel, Kinder, Wolken oder andere Dinge. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um diese Dinge zu würdigen und zu genießen.

Vielleicht haben Sie Lust, eine Dankbarkeitscollage anzufertigen. Sammeln Sie Bilder von Dingen oder Menschen, für die Sie dankbar sind. Das können Fotos sein, Zeitschriftenausschnitte oder andere Bilder. Kleben Sie sie auf ein großes Blatt Papier oder eine Pappe und hängen Sie sie an einen Ort, wo Sie sie oft sehen können.

Diese Übungen können Ihnen helfen, Ihre Dankbarkeit zu steigern und die positiven Auswirkungen auf die psychische Gesundheit zu spüren. Probieren Sie sie aus und finden Sie heraus, was für Sie am besten funktioniert. Dankbarkeit ist eine Haltung, die man jeden Tag üben und pflegen kann.

Wie trägt Dankbarkeit zur psychischen Gesundheit bei?

Dankbarkeit fördert positive Emotionen wie Freude, Optimismus, Zufriedenheit und Selbstachtung. Positive Emotionen können uns helfen, Stress abzubauen, Herausforderungen zu bewältigen und unsere Resilienz zu stärken. Sie verbessert unsere körperliche Gesundheit. Studien haben gezeigt, dass dankbare Menschen weniger Schmerzen und ein stärkeres Immunsystem haben, besser schlafen und weniger anfällig für chronische Krankheiten sind. Dankbarkeit stärkt unsere sozialen Beziehungen: dankbare Menschen sind freundlicher, hilfsbereiter und mitfühlender gegenüber anderen. Sie haben auch mehr soziale Unterstützung, mehr Vertrauen und weniger Konflikte in ihren Beziehungen. Dankbarkeit erhöht unsere Leistungsfähigkeit: dankbare Menschen sind motivierter, engagierter und produktiver in ihrem Beruf oder ihrer Ausbildung. Sie haben auch mehr Kreativität, Problemlösungskompetenz und Lernfähigkeit.

Wie kann ich Dankbarkeit bei Kindern fördern?

Es ist wichtig zu beachten, dass die Entwicklung von Dankbarkeit bei Kindern Zeit und Geduld erfordert. Mit Einfühlsamkeit und Ermutigung kann man sie auf diesem Weg begleiten. Die Förderung von Dankbarkeit in der KiTa kann dazu beitragen, positive Einstellungen und soziale Fähigkeiten zu entwickeln, die den Kindern im späteren Leben von Nutzen sein werden:

1. Vorbild sein: Kinder lernen viel durch Beobachtung. Wenn Kinder sehen, wie man sich über Alltagsmomente freut und Dankbarkeit zeigt, werden sie eher dazu ermutigt, das Gleiche zu tun.

2. Reflexion über positive Erlebnisse: Sprechen Sie über positive Erlebnisse, die im Laufe des Tages aufgetreten sind. Fragen Sie das Kind, was es an diesem Tag glücklich gemacht hat, und ermutigen es, die Quellen der Freude zu erkennen.

3. Dankbarkeit in schwierigen Zeiten: Ermutigen Sie das Kind, auch in schwierigen Zeiten nach positiven Aspekten zu suchen. Dies kann helfen, eine positive Einstellung zu entwickeln und den Fokus auf Lösungen statt Probleme zu lenken.

4. Teilen und Geben: Betonen Sie die Bedeutung des Teilens und des Gebens. Wenn Kinder erleben, wie ihre Handlungen anderen Freude bereiten, können sie ein tieferes Verständnis für die positive Wirkung von Dankbarkeit entwickeln.

5. Naturnähe, z.B. während der Gartenphase: Aktivitäten im Freien, bei denen die Kinder die Natur erleben, können dazu beitragen, Dankbarkeit für die Schönheit der Welt um sie herum zu entwickeln.

6. Gespräche über Gefühle: Offene Gespräche über Emotionen und wie sich Dankbarkeit anfühlt, können Kindern helfen, ihre eigenen Gefühle besser zu verstehen.

Welche Herausforderungen stellen sich?

Wir neigen dazu, die Dinge, die wir haben oder erleben, als selbstverständlich zu betrachten und nicht mehr wertzuschätzen. Wir gewöhnen uns an das Gute in unserem Leben und nehmen es als gegeben hin. Wir vergleichen uns mit anderen, die mehr haben oder besser sind als wir, und fühlen uns unzufrieden oder neidisch. Wir fokussieren uns auf das, was uns fehlt oder was schiefläuft und übersehen das, was wir haben oder was gut läuft. Um diese Gewohnheit zu durchbrechen, können wir versuchen, unsere Aufmerksamkeit bewusst auf das zu lenken, was wir schätzen und wofür wir dankbar sind. Wir können uns jeden Tag Zeit nehmen, um drei Dinge aufzuschreiben oder auszusprechen, für die wir dankbar sind. Es können kleine oder große Dinge sein, wie zum Beispiel ein schöner Sonnenaufgang, ein leckeres Essen, das Kompliment eines Kollegen oder eine Umarmung einer Freundin. Wir können auch versuchen, uns an die Kosten oder den Aufwand zu erinnern, die hinter den Dingen stecken, die wir genießen, wie zum Beispiel die Arbeit der Bauern, die unser Essen anbauen, oder die Mühe der Lehrer:innen, die uns etwas beibringen. Indem wir unsere Dankbarkeit ausdrücken und anerkennen, können wir unsere Wertschätzung vertiefen und unsere Zufriedenheit erhöhen.

Manchmal haben wir Angst, dass das Gute in unserem Leben nicht lange anhalten wird oder dass es uns weggenommen werden könnte. Wir fürchten uns vor Veränderungen, Krankheiten, Unfällen oder Trennungen. Wir sorgen uns um die Zukunft und vergessen, im Hier und Jetzt zu leben. Wir halten uns zurück, unsere Gefühle zu zeigen oder unsere Liebe zu teilen, weil wir denken, dass es zu schön ist, um wahr zu sein oder dass es uns verletzlich macht. Um diese Angst zu überwinden, können wir versuchen, das Gute in unserem Leben als ein Geschenk anzunehmen und nicht als etwas Selbstverständliches oder Verdientes. Wir können erkennen, dass nichts im Leben garantiert oder dauerhaft ist und dass alles seine Höhen und Tiefen hat. Wir können lernen, mit Unsicherheit

umzugehen und Vertrauen in unsere Fähigkeit zu haben, mit Schwierigkeiten fertig zu werden. Wir können auch lernen, unsere Gefühle auszudrücken und unsere Liebe zu zeigen, ohne Erwartungen oder Bedingungen zu haben. Indem wir das Gute in unserem Leben schätzen und genießen, ohne daran festzuhalten oder es zu kontrollieren, können wir unsere Angst loslassen und unsere Freude steigern.

Oft vergleichen wir uns mit anderen Menschen und messen unseren Wert oder Erfolg an dem, was sie haben oder tun. Wir denken, dass wir glücklicher wären, wenn wir mehr Geld hätten, einen besseren Job, eine schönere Wohnung, einen attraktiveren Partner oder mehr Freunde. Wir übersehen dabei, dass es immer jemanden geben wird, der mehr hat oder besser ist als wir, und dass das, was wir haben oder sind, nicht unser Glück bestimmt. Um dieser Falle zu entkommen, können wir versuchen, uns mit uns selbst zu vergleichen und nicht mit anderen. Wir können uns auf unsere eigenen Ziele, Fortschritte und Erfolge konzentrieren und nicht auf die der anderen. Wir können uns daran erinnern, dass jeder Mensch einzigartig ist und seine eigenen Stärken und Schwächen hat. Wir können uns auch daran erinnern, dass andere Menschen eigene Probleme haben und vor Herausforderungen stehen. Indem wir uns selbst akzeptieren und schätzen, können wir unser Selbstwertgefühl stärken und unser Glück erhöhen.

Manchmal fällt es uns schwer, unsere Dankbarkeit zu zeigen oder zu kommunizieren. Wir wissen nicht, wie wir es sagen oder schreiben sollen. Oder wir sorgen uns darum, abgelehnt oder missverstanden zu werden. Wir denken, dass unsere Dankbarkeit selbstverständlich ist oder dass sie keine Rolle spielt. Wir nehmen an, dass die anderen Menschen wissen, wie wir uns fühlen oder was wir denken. Dabei vergessen wir, dass unsere Dankbarkeit einen positiven Einfluss auf uns selbst und andere Menschen haben kann. Um diese Schwierigkeit zu überwinden, können wir versuchen, unsere Dankbarkeit regelmäßig und aufrichtig auszudrücken. Wir können einfache Worte oder Gesten verwenden, wie zum Beispiel „Danke“, „Ich schätze dich“ oder „Das war sehr nett von dir“. Wir können einen Brief schreiben, ein kleines Geschenk mitbringen oder eine Überraschung planen. Wir können darauf achten, wie die anderen Menschen auf unsere Dankbarkeit reagieren und ihnen Feedback geben. Indem wir unsere Dankbarkeit teilen und verbreiten, können wir unsere Beziehungen verbessern und unser Glück vermehren.

Dankbarkeit zu üben ist eine lohnende und bereichernde Praxis, die viele Vorteile für unser Leben hat. Aber es ist ebenso eine Herausforderung, die Anstrengung und Bewusstheit erfordert. Denken Sie daran: Wer dankbar ist, leidet weniger unter Angst, Ärger, Stress, Schlafstörungen, körperlichen Krankheitssymptomen und Depressionen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Dankbarkeitspraxis.

Mehr von Barbara Schmieder

Emmons, R. A., & McCullough, M. E. (2003): Counting blessings versus burdens: An experimental investigation of gratitude and subjective well-being in daily life. Journal of Personality and Social Psychology, 84(2), 377-389.

Lyubomirsky, Sonja (2018): Glücklich sein. Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden zu leben. 2. Auflage. Campus Verlag: Frankfurt/New York

Erfolgreicher und sonniger Tag der offenen Tür im element-i Bildungshaus Karlsruhe  

Rund 700 interessierte Eltern, Kinder und Schüler:innen kamen am 27. Januar zum Tag der offenen Tür ins element-i Bildungshaus Karlsruhe. Sie nutzten die Möglichkeit, das Bildungshaus und seine Einrichtungen zu besichtigen und den Pädagog:innen vor Ort Fragen zu stellen. Für die Besucher:innen gab es neben informativen Führungen in allen Lernhäusern frisch gebackene Waffeln zu kaufen und ein Begegnungscafè in der Bibliothek. Die Böden waren mit Bewegungsspielen beklebt. Und wer anschließend immer noch Appetit hatte, konnte sich ein Stück Kuchen von der Abschlussklasse kaufen, die sich mit ihrem Verkaufsstand ein bisschen was für ihre Abschlussfeier dazuverdient haben.

Das element-i Bildungshaus in Karlsruhe

Im element-i Bildungshaus Karlsruhe sind das element-i Kinderhaus Technidos, die element-i Grund- und Gemeinschaftsschulen sowie eine Fachschule für die Erzieher:innen-Ausbildung untergebracht. All diese Einrichtungen unter einem Dach bedeutet auch, dass die individuellen Bildungsprozesse kontinuierlich gestaltet werden können. Einschulung und Stufenwechsel erfolgen fließend und ohne Bruch im sozialen Umfeld. Das großzügige Raumkonzept auf rund 9.000 Quadratmetern umfasst vielfältige Funktionsräume, großflächige Außenanlagen, eine Bibliothek und eine Mensa. Die Kinder können ganztags ihren Interessen nachgehen – je nach Alter bedeutet das: konzentriertes Lesen und Lernen, Musizieren, Bauen, Basteln oder Forschen.

Schule soll Freude machen, denn Kinder sind wissbegierig und wollen lernen. Im element-i Bildungshaus lernen Kinder, Schülerinnen und Schüler von der Krippe bis zum Schulabschluss durchgängig auf Basis der element-i Pädagogik. Denn das Konzept bietet ihnen Freiheiten, indem es die Potenziale jedes Einzelnen fördere und fordere, aber auch dort Grenzen setze, wo sie für eine optimale Entwicklung gebraucht werden.

 

 

Spendenaktion für Vaihinger Familie

Bei einer Explosion im Stuttgarter Stadtteil Vaihingen am Mittwoch, den 17. Januar 2024, ist die Fassade eines Wohnhauses eingestürzt. In dem Haus lebte eine vierköpfige Familie, die mit einem Mal alles verloren hat.

Das Team und die Kinder aus den element-i Kinderhäusern Junges Gemüse und Bärcheninsel haben nicht lange gefackelt und einen Kuchenverkauf veranstaltet, um Spenden für die betroffene Familie zu sammeln. Auch der Koch der Bärcheninsel hat einen Kuchen für die Verwaltungsmitarbeitenden bei KONZEPT-E gebacken. Die Hilfsbereitschaft unter den Kolleg:innen und Familien war riesig. Im Namen der element-i Bildungsstiftung stiftete KONZEPT-E zusätzlich 500 Euro. Insgesamt kam damit eine Spendensumme von rund 2.100 Euro für die Vaihinger Familie zusammen.

Ein Blechkuchen

Müllmonster Alarm! – die Jagd nach dem Müll  

Eine Kooperation zwischen dem Jungen Schloss und der element- i Bildungsstiftung

Anfang 2023 machten sich sieben Quereinsteigende in Zusammenarbeit mit dem Jungen Schloss auf die Jagd zum Thema Müll. In der Ausstellung erkundeten sie den Müll in der heimischen Küche, bei der Müllabfuhr oder dem städtischen Verwertungshof wie auch unter der Erde und im Meer bis hin zum Mond. Das Landesmuseum hatte sich in seiner letzten Ausstellung vorgenommen, Kindern den täglichen Müll anhand von Müllmonstern aufzuzeigen, und ihnen die Aufgabe gestellt, diese Monster klein zu halten. Durch eine ganzheitliche Kulturvermittlung der Museumspädagogik zeigt sich die ästhetische, kognitive und motorische Bildung und bietet eine fundierte Grundlage für eine bildungsübergreifende Projektarbeit in den Kitas. Die beteiligten Pädagog:innen konnten in einem individuellen Erfahrungsraum fundiertes und differenziertes Handwerkszeug der Kulturvermittlung bzw. ästhetischen Bildung erfahren. Der Museumsbesuch war als Impuls gedacht, um mit den Kindern in der Kita anhand ihrer Interessen eigene interdisziplinärer Projekte zu entwickeln. Neben den Besuchen der Ausstellung wurden die Quereinsteiger:innen von den Kurator:innen Christoph Fricker und Ida Schneider und andererseits von Jana Dengler pädagogisch und inhaltlich unterstützt.

Sprechen wir von Projektarbeit, dann ist damit das gemeinsame Forschen mit den Kindern gemeint. Der ständige Austausch über den Fortlauf des Projekts, ein Abstimmen, Abwägen und Diskutieren. Das Sich-in-Gespräche-Vertiefen und Gut-Hinhören, auch mal die Kontrolle abzugeben und Partizipation wirklich zu leben. Die Projektarbeit hat zum Ziel, sich im Prozess zu verlieren, den Fragestellungen der Kinder auf den Grund zu gehen und Teil einer (Forschungs-)Gemeinschaft zu sein.

Und diese Gemeinschaft schafft etwas Großartiges: sie schafft es, die unterschiedlichen Lebenswelten, Strukturen und Fluten von Informationen, von denen die Kinder tagtäglich umgeben sind, miteinander zu verknüpfen. Sie schafft ein Konstrukt, das Orientierung und Sicherheit bietet – eine gemeinsame Realität. Durch die vielen Lern- und Sinneserfahrungen und die Verknüpfung diverser Bildungsbereiche, ermöglicht uns die Projektarbeit, die Kinder in ihrer allseitigen Entwicklung zu fördern.

Der Projektstart

Ein Kita-Projekt kann durch vielerlei alltägliche Situationen ins Rollen kommen. Der Fund einer Schnecke im Garten, die Frage eines Kindes, warum es manchmal blitzt und donnert, oder die Idee einer Pädagog:in zu einem interessanten Themengebiet.

Nach einem ersten gemeinsamen Besuch der Müllmonster-Ausstellung mit Christoph Fricker und Ida Schneider kehrten die Teilnehmer:innen mit sprudelnden Köpfen in ihre Kinderhäuser zurück. Nun war es an ihnen, den Projektstart zu initiieren. Die Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Teams stellten sich dabei als Dreh- und Angelpunkt für ein gelungenes Projekt heraus. Viele der Quereinsteigenden sammelten gemeinsam mit den Kolleg:innen Ideen, was die Kinder momentan besonders interessiert und brachten erste Ideen und Pläne in die Teamsitzung mit ein. So bekamen alle Teammitglieder einen Zugang zum Thema Nachhaltigkeit und konnten diesen immer wieder in eigene Impulse einfließen lassen.

Viele nutzten für den Start die Müllmonster-Jagd. Ob angeleitet im Jungen Schloss, im Kitagarten oder auf öffentlichen Plätzen: überall waren sie zu finden! Kleine Monster, große Monster – die Kinder bekamen ein Gespür für die Allgegenwärtigkeit von Müll in ihrer Umwelt. Am eigenen Leib konnten sie erfahren, dass Nachhaltigkeit uns alle angeht. Denn auf zugemüllten Plätzen spielt es sich nicht gut und was da so rumliegt, kann auch gefährlich sein.

Kinder in Aktion im Jungen Schloss

Interesse im Fokus

In Erzählkreisen und Diskussionen, während der Impuls- oder Gartenzeit sowie beim Mittagessen erzählten die Kinder vom Museumsbesuch und den Müllmonstern, die es zu bekämpfen galt. „Warum trennen wir Müll?“, „Ist alles Müll, was wir wegschmeißen?“, „Gibt es auch gute Müllmonster“ – Fragen wie diese trieben die Kinder um und boten den Pädagog:innen einen fruchtbaren Nährboden für weiterführende Impulse. Diese waren an den Interessen der Kinder orientiert und aufeinander aufbauend, sodass die Kinder sich selbstbestimmt durch den Prozess bewegen, unterschiedliche (Sinnes-)Erfahrungen machen und verschiedene Bereiche ihrer direkten Umwelt miteinander in Verbindung bringen konnten. „Alles, was wir dem Kind beibringen, kann es nicht mehr lernen“ schrieb einst Jean Piaget und unterschied mit seinem Satz das Ergebnis von Konsum vorgefertigten Wissens und dem selbstgesteuerten Lernen durch Erfahrungen.

In kleinen Schritten untersuchten die Forschungsgruppen eine Thematik und versuchten, die Vermutungen der Kinder wurden durch Experimente zu überprüfen. Es wurde gesammelt, gezählt und gebastelt. Eine der teilnehmenden Pädagog:innen berichtete, wie wunderbar und präzise einige der Vierjährigen mit Nadel und Faden umgehen konnten. Andere waren überrascht über die kreativen Lösungsansätze und den unersättlichen Wissensdurst. Durch passende Exkursionen wurden zusätzliche Eindrücke und Informationen beschafft – die Kinder lernten unbekannte Orte kennen und kamen mit Expert:innen ins Gespräch. Während eine Gruppe ein Müllauto der Abfallwirtschaft Stuttgart genau untersuchte, begab sich eine andere zum Fairkauf in Stuttgart Feuerbach und nahm erstaunt wahr, dass Dinge, die wir nicht mehr brauchen, für andere einen großen Wert haben können. In der Kita entstand, basierend auf dieser Erkenntnis, in einer Vitrine eine Tauschbörse, in die Eltern und Kinder Gegenstände aus dem privaten Gebrauch legen und gegen andere tauschen konnten.

Den Kindern eine Bühne geben

Nach wochenlanger gemeinsamer Forschungsarbeit flachte in vielen Häusern das Interesse der Kinder ab. Um ihnen eine Bühne zu geben und ihr Engagement während des Projektes hervorzuheben, diskutierten alle Beteiligten, wie die Forschungsergebnisse präsentiert werden könnten. In der gemeinsamen Reflexion mit dem Team und den Kindern kristallisierten sich mögliche Präsentationsformen heraus. Neben Ausstellungen und kleinen Vorträgen auf dem Sommerfest fand eine Modenschau statt, bei der die Kinder ihre aus Müll selbstgebastelten Kostüme zur Schau stellten – begleitet von der Musik eines DJs und dem Applaus der anderen Kinder.

Sowohl dieses Verständnis der Projektarbeit als auch die element-i Pädagogik stellen Mündigkeit und demokratisches Denken und Handeln in den Mittelpunkt. Die Kinder erfahren am eigenen Leib, was es heißt, gesehen zu werden, eine Meinung zu vertreten und Teil einer Gemeinschaft zu sein. Die Zusammenarbeit mit Expert:innen aus der Museumspädagogik hilft dabei, neue Blickwinkel einzunehmen und komplexe Themen kindgerecht zu gestalten. Sie hilft, um die Ecke zu denken, den Erfahrungsspielraum zu erweitern und die pädagogische Arbeit in Kitas zu stärken.

Wir danken Miriam Herzog, Silvia Schiffer, Luis Roth, Manuela Milenkovic, Michaela Maier, Fabian Weinmann und Caroline Mahrle für ihr Engagement und die wunderbaren Aktionen mit den Kindern sowie Christoph Fricker und Ida Schneider für die Begleitung des Projekts und die kreativen Denkanstöße.

Christoph Fricker im Interview

Mit den folgenden Antworten auf unsere Fragen gibt uns der Museumspädagoge und Kurator Christoph Fricker, der die Kooperation zwischen Bildungsstiftung und Jungem Schloss begleitet, einen Ausblick auf die kommende Ausstellung und wertvolle Tipps für den Museumsbesuch mit auf den Weg:

Aus dem Bauch heraus: was braucht es, um Kinder für komplexe Themen zu begeistern?

Die Kinder müssen neugierig gemacht werden, alles muss so einfach wie möglich dargestellt werden, ohne dass Inhalte verfälscht werden. Es geht nicht nur um Wissen. Genauso wichtig ist es, dass Kinder ein Gefühl für ein Thema bekommen, also sich ausprobieren, spielen, fühlen. Und dann spielt der soziale Aspekt eine maßgebliche Rolle: Gemeinsame, schöne Erlebnisse prägen nachhaltig.

Welche Tipps würdest du Pädagog:innen mit auf ihren Weg ins Museum geben?

Lasst euch nicht dadurch verunsichern, wenn ihr ein euch unbekanntes Museum oder eine neue Ausstellung betretet. Ihr seid genauso Besucher wie die Kinder auch: „erobert“ gemeinsam mit den Kindern den Raum und nutzt deren Neugier! Sie sehen oft Dinge, die wir vielleicht aus unserer Erwachsenenperspektive nicht entdeckt hätten.

Die Tore zur Müllmonsterausstellung sind leider bereits seit dem 30.7. geschlossen. Auf was dürfen wir (und alle anderen Junges-Schloss-Begeisterten) uns als nächstes freuen?

Wir freuen uns schon auf den 14. Oktober. Dann eröffnen wir die Ausstellung die kleine Hexe. Anlass dafür ist der 100. Geburtstag von Otfried Preußler. Diesmal wird die Ausstellung auf der großen Sonderausstellungsfläche gezeigt und erzählt die Buchinhalte der kleinen Hexe anhand von vielen Mitmachstationen.

Autorinnen: Patricia Sigg, Jana Dengler

Mehr von Patricia Sigg

Aus der Praxis: Elterncafé im Regenbogenhaus

Im Januar fand in unserer Kita das erste Elterncafé als Angebot für interessierte Eltern statt. Die Idee hierfür entstand aus einem Elternabend heraus, an welchem sich eine rege Austauschrunde zwischen Eltern und Pädagog:innen auf dem Bauzimmerboden sitzend entwickelte. Der Wunsch nach fachlichem Input in Verknüpfung mit den alltäglichen Herausforderungen, Aufgaben und Situationen, vor denen die Eltern mit ihren Kindern stehen, wurde von uns als Team gerne aufgegriffen. Wichtig hierbei war uns, dass die Themen von den Eltern eingebracht werden und nicht durch uns vorgegeben sind. Somit wird ein Rahmen für Eltern geschaffen, der an den Lebenswelten der Familien andockt. Durch regelmäßige Abfragen kristallisierten sich rasch Themen wie Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Selbstständigkeit oder Übergänge mit Kindern gestalten für den Anfang heraus.

In den Vorbereitungen setzten wir uns mit verschiedenen fachlichen Hintergründen zu den Themen auseinander und wählten Methoden aus, bei welchen die Eltern selbst ins Reden und Handeln kommen können. Unser Koch sorgt für Snacks und Getränke. Nach Begrüßung und kurzer Einführung in das Elterncafé wurde die Runde mit Hilfe von Fragekarten eröffnet. Schnell entwickelte sich eine Dynamik, die fast ausschließlich durch die Eltern gesteuert wurde und in der wir als Pädagog:innen Impulsfragen stellten oder fachlichen Background beisteuerten – wenn es sich anbot. Beim Austausch von praxiserprobten Tipps und Erfahrungswerten wurde auch sichtbar, dass sich in der von einem Elternteil geschilderten Situation andere Eltern wiederfinden. Und das ist eine wertvolle Erfahrung, die Eltern zeigt, dass sie mit ihren Fragen nicht allein sind. Die Elterncafés finden einmal je Quartal statt und sind aus einer engagierten Erziehungspartnerschaft nicht mehr wegzudenken.

von Anne Hammeley, Pädagogin im element-i Kinderhaus Regenbogenhaus